Wasser

PFC-Region: Stadtwerke Rastatt schließen Ortsteil Förch an

Der Anschluss von Förch schafft auch die Voraussetzung für die Versorgung der Stadt Kuppenheim. Dafür werden die Stadtwerke und eneREGIO demnächst eine Gesellschaft gründen.
26.04.2022

Auf 2,5 Kilometern Länge haben die Stadtwerke Rastatt eine Trinkwasserleitung zwischen den Stadtteilen Niederbühl und Förch gebaut.

Die neue Trinkwasserleitung von Niederbühl bis zum Wasserwerk Förch ist nun auch offiziell in Betrieb gegangen. Damit haben die Stadtwerke Rastatt den kleinsten Ortsteil in das Trinkwassernetz der Barockstadt integriert. Die bisherige Insellösung, bei der der Wasserversorgungsverband Vorderes Murgtal (WVM) für die Versorgung der Förcher zuständig war, ist damit Geschichte. In die Netzerweiterung haben die Stadtwerke mehr als 3 Mio. Euro investiert, mit rund 500.000 Euro beteiligte sich auch das Land Baden-Württemberg an den Kosten.

Mit der Umstrukturierung im Rastatter Netz wird nicht nur die Förcher Versorgungssicherheit erhöht. „Auch im Hinblick auf die lokale PFC-Problematik können wir mit den Investitionen für eine effiziente und ökologisch nachhaltige Trinkwassersicherheit für weitere Generationen sorgen“, sagte Geschäftsführer Olaf Kaspryk. Denn nicht zuletzt die Belastung des Grundwassers mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) im Umfeld des Wasserwerks Förch und der damit einhergehende hohe Sanierungsbedarf der dortigen Infrastruktur waren Gründe für die Auflösungsbestrebungen des WVM zur Jahresmitte.

Topografische Herausforderungen

Der Bau der rund 2,5 Kilometer langen Transportleitung war von mehreren technischen Besonderheiten geprägt. Unter anderem haben die mit PFC belasteten Böden, ein hoher Grundwasserstand, die geschützte Pflanzenwelt und zudem eine von der Kampfmittelortung festgestellte Anomalie im Boden, die sich als alte Metallleitung entpuppte, das örtliche Bauunternehmen Reif immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Für eine schnellstmögliche Fertigstellung der Trasse haben die Trupps an mehreren Stellen gleichzeitig und mit unterschiedlichen Baustoffen sowie Verfahren gearbeitet.

Dabei kam beispielsweise aufgrund des hohen Grundwasserstands die sogenannte holländische Bauweise zum Einsatz, bei welcher der Baugraben tiefer und breiter als konventionell ausgehoben und mit Flüssigboden befüllt wird. Dieser hat entscheidende Vorteile: Er ermöglicht nach dem Aushärten das saubere und trockene Verlegen der Rohre, weil er dem Grundwasser quasi einen „Riegel“ vorschiebt. Zudem werden schädliche Stoffe – wie PFC – darin gebunden. An anderer Stelle griff das Reif-Team auf die sogenannte Horizontaldurchpressung zurück, um eine geschützte Weide und einen Bach schonend zu unterqueren.

Startschuss für neue Gesellschaft

Mit der Fertigstellung der neuen Versorgungsleitung von Niederbühl bis ins Wasserwerk Förch wurde auch die Voraussetzung geschaffen, die Stadt Kuppenheim und die Liegenschaftsverwaltung des Schloss Favorite vollständig mit Trinkwasser der Stadtwerke Rastatt zu versorgen. Die Verteilung in Kuppenheim erfolgt derzeit über die eneREGIO. Der Versorger aus Muggensturm und die Stadtwerke Rastatt übernehmen künftig gemeinsam das Wasserwerk Förch mit der PFC-Filtrationsanlage und den dazugehörigen Brunnen. Dafür werden die Unternehmen in Kürze eine gemeinsame Gesellschaft gründen. (hp)