Ruhrverband und AWWR erfüllen viele EU-Vorgaben schon heute
Einen guten oder sehr guten Zustand hat der 51. Ruhrgütebericht bei 97 Prozent der untersuchten Gewässerabschnitte festgestellt. Dieser Zustand wurde für den Betrachtungszeitraum 2018 bis 2023 an 368 von 381 Untersuchungsstellen erhoben.
Der Ruhrverband verweist in diesem Zusammenhang auf die hohe Leistungsfähigkeit seiner Kläranlagen. Bei einem Anschlussgrad von über 99 Prozent der Einwohner:innen im Ruhreinzugsgebiet wurden im Jahr 2023 rund 479 Millionen Kubikmeter Abwasser auf den Verbandskläranlagen gereinigt.
Neue Anforderungen aus Europa
Das spiegelt sich „in der ökologischen Gewässergüte der Ruhr und ihrer Nebengewässer wider, betonten Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, und Bernd Heinz, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR), bei der gemeinsamen Vorstellung der 51. Ausgabe des Ruhrgüteberichts in Essen.
Im Zuge des „Green Deal“ hat die europäische Gesetzgebung beschlossen, die Anforderungen an die kommunale Abwasserreinigung zu verschärfen. Diese strengeren Anforderungen an die Nährstoffelimination, also die Entfernung von Stickstoff und Phosphor, werden bereits heute von fast allen Kläranlagen des Ruhrverbands erfüllt, teilt der Verband mit.
4. Reinigungsstufen auf 13 Anlagen geplant
Für die Elimination von Spurenstoffen müssen die drei größten Kläranlagen des Ruhrverbands bis 2045 mit einer vierten Reinigungsstufe nachgerüstet werden. Bei zehn weiteren Anlagen besteht aus dem Maßnahmenprogramm zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ebenfalls eine Verpflichtung zum Bau einer vierten Reinigungsstufe.
Die neue EU-Gesetzgebung fordert auch für kommunale Kläranlagen Energieneutralität. „In der Jahresbilanz 2023 haben wir bereits mehr Energie aus eigenen umweltfreundlichen Quellen erzeugt, als unsere rund 800 wasserwirtschaftlichen Anlagen im Einzugsgebiet der Ruhr verbrauchen“, berichtet Jardin.
Ausgeglichene Klimabilanz bis 2030
In den vergangenen zehn Jahren hat der Ruhrverband seine jährlichen CO2-Emissionen um 40.000 Tonnen reduziert. Ziel ist es, bis 2030 eine ausgeglichene Klimabilanz zu erreichen. Dazu sollen in den nächsten Jahren unter anderem weitere Photovoltaikanlagen und eine solare Klärschlammtrocknung errichtet sowie die besonders klimaschädlichen Lachgasemissionen auf Kläranlagen reduziert werden.
Ein weiterer Baustein der Qualitätsvorsorge des Programms „Reine Ruhr“ des NRW-Umweltministeriums erfolgte mit der Inbetriebnahme der „Weitergehenden Aufbereitungsanlage“ (WAA) im Wasserwerk Hengsen. Nach vierjähriger Bauphase wurde die WAA der Wasserwerke Westfalen (WWW) im Juni 2024 in Betrieb genommen.
Plädoyer für eine PFAS-Ausstiegsstrategie
Die letzten zwei der insgesamt 21 um eine WAA zu ergänzenden AWWR-Wasserwerke, die sich aktuell noch in der baulichen Umsetzung befinden, sind die Werke Halingen (WWW) und Warmen (Energie- und Wasserversorgung Hamm). Die AWWR-Mitgliedsunternehmen haben zur Realisierung des Programms „Reine Ruhr“ bislang rund 263 Mio. Euro investiert, das sind etwa 85 Prozent der geplanten Gesamtinvestition von 310 Mio. Euro.
Für die bereits 2022 stark in den Fokus genommenen Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), die sogenannten „Ewigkeitschemikalien“, gelten ab 2026 und 2028 neue Grenzwerte für das Trinkwasser. An der Ruhr werden diese Grenzwerte bereits heute eingehalten.
„Mittelfristig muss der Eintrag in die Umwelt reduziert, noch besser vermieden werden. Die AWWR spricht sich für eine solche Ausstiegsstrategie ausdrücklich aus“, fordert Heinz den „Einstieg in den Ausstieg“ für die kritischen PFAS-Stoffe. (hp)