Wasser

Sedimente verringern Speicherkapazität von Talsperren drastisch

Einer UN-Studie zufolge haben die Stauseen in Deutschland bereits ein Viertel ihres Volumens verloren, bis 2050 werden es 35 Prozent sein. Die Fachleute schlagen einige Gegenmaßnahmen vor.
12.01.2023

Luftaufnahme der Möhnetalsperre: Deutschland liegt in puncto Speicher-Reduktion auf Platz 6 von 42 betrachteten europäischen Länder.

 

Durch den Eintrag von Sedimenten drohen große Stauseen weltweit einer UN-Studie zufolge bis 2050 im Mittel rund ein Viertel ihrer ursprünglichen Speicherkapazität zu verlieren. Das sei zu einer der bedeutendsten Herausforderungen für die weltweite Wasserspeicher-Infrastruktur geworden, berichtet das Team um Duminda Perera vom Institut für Wasser, Umwelt und Gesundheit der United Nations University (UNU-INWEH) in Hamilton (Kanada).

Staudämme schränken den natürlichen Sedimenttransport der Flüsse ein. Durch die abgelagerten Sedimente verlanden viele Stauseen nach und nach. Das sei laut der Studie ein schleichendes globales Problem mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen auf die Bewässerung, die Stromerzeugung und die Wasserversorgung.

Die Funktion von Sedimenten

Die Ablagerung von Sedimenten etwa in Stauseen bringe aber nicht nur Probleme in der Wasser- und Energieversorgung mit sich, berichtet Theresa Schiller, Referentin für internationale Wasserressourcen der Umweltstiftung WWF Deutschland. Demnach spielten Sedimente etwa eine zentrale Rolle dafür, welche Form ein Fluss auf seinem Weg von der Quelle bis zum Meer annimmt.

Zudem wirkten Sedimente bei der natürlichen Überflutung von Ufern als Dünger. «Bleibt der Sedimenttransport aus, kann das dazu führen, dass sich Flüsse tiefer ins Bett eingraben und Uferregionen stärker unter Trockenheit leiden», so Schiller. Außerdem fehlten dann für viele Ökosysteme und die Landwirtschaft wichtige Nährstoffe.

Der im Fachjournal «Sustainability» vorgestellten Studie zufolge liegt Deutschland auf Platz 6 der 42 betrachteten europäischen Länder. Stauseen hierzulande haben demnach bereits rund 24 Prozent ihres ursprünglichen Fassungsvermögens verloren. Bis 2050 könnte der Verlust auf fast 35 Prozent steigen.

Bypässe und Ausbaggern

Zu den möglichen Gegenmaßnahmen zählen die UN-Forscher sogenannte Bypässe. Das sind separate Kanäle, über die vor allem bei Hochwasserereignissen – bei denen es oft zu besonders hohem Sedimenteintrag kommt – Wasser direkt flussabwärts geleitet wird. Bei optimalem Betrieb könnten Bypass-Tunnel die Sedimentation um bis zu 90 Prozent reduzieren, wie frühere Studien gezeigt hätten.

Eine Alternative sei das Erhöhen des Damms, um den Speicherverlust auszugleichen, erläutern die Wissenschaftler. Allerdings werde dadurch die Fläche des Stausees vergrößert, was Folgen für angrenzende Lebensräume habe. Möglich seien auch kostspielige Ausbaggerungen oder Sedimentspülungen, die aber erhebliche negative Auswirkungen auf flussabwärts gelegene Gebiete haben könnten. (dpa/hp)