Statt Elbe-Umleitung: DIW setzt auf teureres Wasser gegen Spree-Notstand

Die Wasserknappheit in der Spree wird auch im Koalitionsvertrag thematisiert.
Bild: © Matthias Heib/AdobeStock
Von Elwine Happ-Frank
Im Einzugsgebiet der Spree zeichnet sich ein großes Wasserproblem ab. Deshalb nennt der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD den durch Sachsen, Brandenburg und Berlin fließende Fluss als eines der größten regionalen Probleme der Wasserknappheit.
Dabei spielt nicht nur der Klimawandel eine Rolle – mit im Osten Deutschlands besonders ausgeprägter Niederschlagsarmut –, sondern auch das Ende des Braunkohletagebaus. Dies führt in der Spree zu einer extrem starken Reduktion der Wassereinleitungen um die Hälfte bis zu drei Vierteln der jährlichen Wassermenge, in besonders trockenen Sommermonaten zum Teil bis zu 90 Prozent.
Eines der Hauptprobleme dabei: Die Wasserversorgung Berlins ist davon betroffen, denn sie hängt zum Großteil von dem Wasser ab, das die Spree in die Stadt führt. Auch die Gemeinden entlang des Flusses, der Spreewald, die Industrie sowie die Binnenschifffahrt sind auf eine auskömmliche Wasserführung angewiesen.
Modelle für die Stabilisierung des Wasserstands
Derzeit wird deshalb breit diskutiert, wie der Wasserstand der Spree – zum Beispiel durch Umleitungen von Elbwasser in die Spree – konstant gehalten werden könnte. Nun haben Forschende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) eine neue Idee ins Spiel gebracht, nämlich Preiserhöhungen bei Entnahmen.
Dabei haben die Experten in ihrer Studie zwei Szenarien aufgestellt, um wie viel die Wassernachfrage durch eine stufenweise Erhöhungen der Wasserentgelte zurückgehen könnte. Szenario 1 nimmt eine Angleichung der Entgelte für Grundwasserentnahmen in allen drei Ländern auf das Berliner Niveau von 31 Cent an. Derzeit werden in Sachsen dafür nur 5,6 Cent erhoben. In Brandenburg wird für die Entnahme für die Trinkwasserproduktion 10 Cent und für alle anderen Zwecke 11,5 Cent berechnet.
Durch die Preiserhöhung könnten die Spreewasserentnahmen nach Berechnungen des DIW um 23,6 bis zu 63,6 Millionen Kubikmeter gesenkt werden. Dabei wird vor allem mit einem Rückgang bei den gewerblichen Nutzern gerechnet.
In Szenario 2 wird eine Verdreifachung der jetzigen Berliner Wasserentnahmeentgelte auf 93 Cent angenommen und der gleiche Betrag auch in den beiden anderen Bundesländer erhoben. Das könnte zu einem jährlichen Verbrauchsrückgang in Höhe um 34 bis 85,8 Millionen Kubikmeter führen.
Wasserumleitung verlagert Probleme nur
"Eine drastische Reduzierung der Wassernachfrage durch höhere Preise kombiniert mit Maßnahmen auf der Angebotsseite könnte eine umstrittene technische Lösung hinfällig machen", stellt das DIW fest. Ohnehin würde die Umleitung des Elbwassers in die Spree die Probleme nach Ansicht der Wirtschaftsforscher nur verlagern – von der Spree in die Elbe. Das sei keine nachhaltige Lösung, zumal sie zulasten Hamburgs gehen würde.
Neben der Steuerung der Entnahmen durch Preise könnte auch die Renaturierung der Flussauen in der Spree die Wasserknappheit dämpfen, meinen die Experten. Auch dadurch, dass die Flächen für die neuen Tagebauseen kleiner geplant werden, könnte der Verbrauch reduziert werden.