Wasser

WHR nimmt Infiltrationsanlage in Betrieb

Damit kann die Wasserversorgung in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main auch in heißen Wetterphasen gesichert werden. Die Herausforderungen eines solchen Projekts schildert der Wasserverband Hessisches Ried.
22.03.2022

Blick in einen der beiden Sickerschlitzgräben der Infiltrationsanlage: Über ein geschlitztes Rohr versickert Brauchwasser durch den Filtersand im Untergrund.

 

Nahe dem Wasserwerk Eschollbrücken ist eine neue Infiltrationsanlage in Betrieb gegangen. Sie wird vom Wasserverband Hessisches Ried (WHR), bei dem Hessenwasser die Geschäftsführung inne hat, betrieben. Die Anlage besteht aus zwei sogenannten Sickerschlitzgräben mit jeweils 75 Metern Länge, 1,50 Metern Breite und knapp sieben Metern Tiefe. Die Gräben bestehen aus einer Betonhülle und sind mit Filtersand gefüllt.

Über die beiden Gräben kann nach Vorgaben des „Grundwasserbewirtschaftungsplans Hessisches Ried“ und der Wasserrechtsbescheide Brauchwasser in den Boden versickert werden. Das sogenannte Infiltrationswasser wird vom Brauchwasserwerk Biebesheim bereitgestellt und über Zuleitungen transportiert.

Ersatz für alte Anlage

Der Bau der beiden Sickerschlitzgräben dauerte rund ein Jahr. „Die Anlage ist eingebunden in die aktive Grundwasserbewirtschaftung des WHR und bietet eine Versickerungsleistung von mindestens 200 Kubikmetern pro Stunde“, erläutert Silvan Großklaus, leitender Bauingenieur des Projekts.

Die Planungen haben bereits 2014 begonnen. Es galt, eine alte Infiltrationsanlage aus den 1970er Jahren zu ersetzen. Dafür wurden im Zuge der wasserwirtschaftlichen Vorplanung anhand von flächenhaften Grundwasserauswertungen und Kernbohrungen zur Untergrunderkundung der optimale Standort der Anlage ermittelt.

„Gute Vorstellungskraft“

Anschließend folgten die Ingenieursplanungen zur Dimensionierung und Bauausführung der Infiltrationsorgane sowie das Einholen der erforderlichen Genehmigungen. Bei der Planung für die Anlage, die das Zusammenspiel im Untergrund optimieren soll, seien „detaillierte Kenntnisse der hydrogeologischen Wirkzusammenhänge und eine gute Vorstellungskraft nötig“, sagt die Hydrogeologin Melanie Vogt

Der WHR bereitet Wasser aus dem Rhein im Brauchwasserwerk Biebesheim zu hochwertigem Brauchwasser auf, das anschließend versickert wird und das Grundwasser anreichert. Hierfür fließt es durch spezielle Infiltrationsorgane.

Vorsorge für steigenden Bedarf

Dieses Verfahren ermöglicht es, den Grundwasserspiegel konstant auf dem vom Regierungspräsidium Darmstadt als obere Wasseraufsichtsbehörde vorgegebenen Niveau zu halten. Auch in Zeiten steigenden Bedarfs, wie das beispielsweise in den heißen bzw. trockenen Sommern 2018 bis 2020 der Fall war, kann die Versorgung der Menschen in der Region mit Trinkwasser damit gesichert werden.

Der WHR betreibt 57 Infiltrationsorgane mit zusammen rund 230 einzelnen Bauwerken. Dies sind Kiesbohrlöcher, Schluckbrunnen, Sickerbecken, Sickerschlitzgräben und natürliche Gräben. Im vergangenen Jahr wurden über diese Anlagen rund 28 Mio. Kubikmeter Brauchwasser für die Grundwasserbewirtschaftung im Ried versickert. (hp)