Widerstand gegen geplantes Uniper-Wasserkraftwerk am Lech
Trotz der nachweislichen Vorteile für den Klimaschutz bleibt der Ausbau der Wasserkraft in Bayern umstritten. Wie schon an der Salzach im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet formierte sich auch gegen ein geplantes Wasserkraftwerk am Lech in der Nähe von Augsburg Widerstand von Umweltschützern.
Der Bund Naturschutz in Bayern (BN), der bayerische Landesfischereiverband sowie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) verlangten am Donnerstag von dem Energiekonzern Uniper ein Ende der Planungen für das Projekt. «Ein neues Wasserkraftwerk im Naturschutzgebiet ist der falsche Weg. Hier hat der Naturschutz Vorrang», sagte der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner.
„Keine großen Eingriffe“
Nach Ansicht der drei Verbände sollte das Unternehmen eher bestehende Wasserkraftwerke optimieren. Generell stehen Naturschützer seit vielen Jahren neuen Wasserkraftturbinen ablehnend gegenüber. Uniper hingegen erklärte, dass für das am Lech geplante Kraftwerk keine so großen Eingriffe in den Fluss nötig seien wie bei anderen Wasserkraftwerken.
Auch Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) wies die Kritik zurück: «Wasserkraft ist in Bayern eine zentrale Säule der Energieversorgung. Ich stehe zum Ausbau der erneuerbaren Energien», sagte er der dpa in München. Erneuerbare Energien lägen im überragenden öffentlichen Interesse und dienten der öffentlichen Sicherheit.
„Befreiung“ des Lechs
Der voralpine Lech war ein kurviger Wildfluss mit breitem Flussbett und ausladenden Kiesbänken. Wie andere Gewässer wurde er kanalisiert und begradigt, mit Staustufen und Deichen versehen. Um dies zu ändern, wurde das Projekt «Licca liber» (der freie Lech) gestartet. Seit 2013 laufen die Vorbereitungen zur Renaturierung im Raum Augsburg.
Das Kraftwerk soll im Bereich des Augsburger Stadtwaldes entstehen, der zu den größten kommunalen Wäldern Deutschlands gehört. Nach Ansicht der Umweltverbände konterkariert ein Kraftwerk die Ziele des Projekts, das in den kommenden Jahren konkret umgesetzt werden soll.
Planungsdetails noch unbekannt
Sie verweisen unter anderem darauf, dass selbst bei modernen Kraftwerken viele Fische durch die Turbinen getötet würden. Mergner kritisierte zudem, dass Uniper bislang die Planungsdetails nicht offengelegt habe. Auch der Augsburger Stadtrat hatte sich bereits gegen die Kraftwerkspläne ausgesprochen.
Ein Uniper-Sprecher sagte, das Kraftwerk werde die Ziele von «Licca liber» nicht gefährden. Es gehe darum, dass im Rahmen des Projekts vier von sechs vorhandenen Querbauwerken an dem Fluss abgebaut werden sollten. An diesen Stellen werde das Unternehmen auf vorhandene Wasserrechte verzichten.
Kein Problem für die Renaturierung
Die Schwelle des Lechs beim Stadtwald müsse aber bei der Renaturierung bleiben, damit sich der Lech nicht weiter vertiefe. Dieses bereits bestehende Bauwerk solle für das Kraftwerk genutzt und dadurch regenerativer Strom für 5000 Haushalte gewonnen werden. Die so umgebaute Schwelle würde auch den Auf- und Abstieg von Fischen im Lech ermöglichen und stehe in keinerlei Konkurrenz zur Renaturierung.
Die Wasserkraft nimmt in Bayern eine wichtige Rolle im Mix der erneuerbaren Energien ein. Circa 4200 Anlagen erzeugten 2021 etwas mehr als elf Milliarden Kilowattstunden Wasserstrom – dies entsprach etwa 30 Prozent des erneuerbaren Stroms in Bayern. Die drei größten Wasserkraftwerke (ohne Pumpspeicher) sind das Kraftwerk Jochenstein an der Donau, das Walchenseekraftwerk und das Grenzkraftwerk Braunau-Simbach am Inn mit jeweils mehr als 100 Megawatt-Ausbauleistung.
Chancen des Standorts
Im Landkreis Traunstein gibt es seit Monaten ein Tauziehen um ein mögliches Wasserkraftwerk an der Salzach bei Tittmoning. Auch hier lehnen Naturschützer den Bau aus Sorge vor Nachteilen für Flora und Fauna ab. Dagegen erklärte auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im vergangenen Jahr ein Wasserkraftwerk an der Salzach biete «die Chance für klimafreundliche Energie für 8500 Haushalte und zugleich mehr Naturschutz».
Derart argumentiert auch das bayerische Umweltministerium: «Der besondere Vorteil dieses Standorts läge darin, dass die durch die Eintiefung der Salzach abgekoppelten Flussauen wieder angebunden werden könnten. Das wäre eine große Chance für Ökologie und regenerative Energie», sagte ein Sprecher.
Zwischenzeitlich hatte die Staatsregierung gehofft, 97 Wasserkraftwerke mit zusammen rund 970 Megawatt Leistung von Uniper übernehmen zu können. Anfang März erklärte aber Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), dass dies nicht mehr absehbar sei. In Bayern sind Wasserkraftwerke an Isar, Lech, Donau und Main Teil des Uniper-Vermögens. (dpa/hp)