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Gen Z: Fehltage aufgrund psychischer Belastungen

Die Ergebnisse der Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ zeigen: Die psychische Belastung bei den unter 30-Jährigen steigt. Nun ist ein neuer Negativrekord zu verzeichnen.
02.05.2024

Die psychische Gesundheit spielt eine große Rolle dabei, ob und wie Menschen arbeiten können.

Im Jahr 2022 haben die unter 30-Jährigen so viele Krankenscheine eingereicht wie nie zuvor: Knapp drei Mal hat sich jede und jeder Berufstätige aus dieser Altersgruppe innerhalb eines Jahres arbeitsunfähig gemeldet. Auffällig bei der sogenannten Generation Z: Die steigende Zahl von Fehltagen wegen psychischer Belastungen.

Die Auswertungen der AOK Rheinland/Hamburg passen zu einer anderen Erhebung, die jüngst veröffentlicht wurde: Laut der Trendstudie „Jugend in Deutschland 2024“ der Jugendforscher Simon Schnetzer, Klaus Hurrelmann sowie des Politikwissenschaftlers Kilian Hampel haben psychische Belastungen wie Stress (51 Prozent) und Erschöpfung (36 Prozent) bei Menschen zwischen 14 und 29 Jahren zuletzt zugenommen – obwohl die Corona-Pandemie vorbei ist.

Deutliche Erhöhung gegenüber den Vorjahren

Nach den Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg hat sich bereits allein im Jahr 2022 der Krankenstand bei den jüngeren Beschäftigten im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich erhöht: von durchschnittlich 3,65 auf 5,18 Prozent – und damit um 1,53 Prozentpunkte oder 41,9 Prozent.

Das heißt: Im Jahr 2022 sind im Schnitt täglich mehr als fünf von 100 Beschäftigten unter 30 Jahren an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen. Auf jeden Versicherten kamen in dieser Altersgruppe über das Jahr verteilt 2,79 Krankenscheine. Damit übertraf die Zahl der Krankschreibungen den Vorjahreswert (1,83 Krankenscheine) um knapp 53 Prozent und stellt auch gegenüber den anderen Vergleichsjahren einen Negativrekord dar.

Anstieg seit zehn Jahren

Im Schnitt ist jeder Krankenschein im Jahr 2022 über eine Zeit von 6,8 Kalendertagen ausgestellt worden, jede und jeder Berufstätige unter 30 Jahren ist in dem Jahr somit rund 19 Kalendertage am Arbeitsplatz ausgefallen. 2022 haben vor allem Atemwegs- oder Magen-Darm-Erkrankungen, Corona und Rückenschmerzen viele Arbeitsunfähigkeiten verursacht.

Doch zwischen 2013 und 2021 hat es bei den meisten dieser Diagnosen nur geringfügige Veränderungen gegeben. Im Gegensatz dazu ist bei den Arbeitsunfähigkeitstagen aufgrund seelischer Leiden nahezu durchgängig ein Anstieg festzustellen: Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich ihr Anteil bei den Fehltagen jüngerer Beschäftigter um fast 50 Prozent erhöht.

Mögliche Gründe für die Entwicklung

„Das ist ein alarmierender Trend, der es notwendig macht, sich auch die dahinterliegenden Diagnosen genauer anzuschauen. Wir stellen fest, dass bei der jüngeren Generation vor allem Angststörungen, Belastungsstörungen und depressive Störungen signifikant zunehmen", sagte Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.

Möglicherweise sei das eine Folge davon, dass sich für die Generation Z die Lebensrealität elementar verändert hat. Zukunftsängste, Leistungsdruck und eine permanente Erreichbarkeit könnten zu hohen Belastungen führen und psychische Erkrankungen begünstigen, so Deutscher.

Psychische Probleme sind keine Tabu mehr

Michael Wenninghoff, Geschäftsführer des BGF-Instituts, ergänzt: Die Generation Z sei allerdings der Thematik gegenüber aufgeschlossener als jede andere Generation zuvor. Das Thema ist kein Tabu mehr und die Bereitschaft, über psychische Probleme zu sprechen und sich Unterstützung zu suchen, ist bei jungen Menschen sehr hoch.

Unternehmen können einiges dafür tun, die körperliche und seelische Gesundheit auch ihrer jüngeren Beschäftigten zu stärken. „In Zeiten des Fachkräftemangels ist es wichtig, als Arbeitgeber bei jungen Menschen zu punkten, um so Nachwuchskräfte zu gewinnen und diese an das Unternehmen zu binden. Ein Baustein dafür ist ein auf diese Zielgruppe zugeschnittenes Gesundheitsmanagement“, ist Wenninghoff überzeugt. (sh)