Karriere

Wenn das Gehalt zum Jobwechsel führt

Die meisten Arbeitnehmer wollen derzeit bei ihrem Arbeitgeber bleiben, langfristige Sicherheit hat Vorrang. Aber es gibt auch Wechselwillige: Hier ist neben anderen Faktoren das Gehalt ausschlaggebend.
07.05.2024

Männer würden eher als Frauen aufgrund der hohen Inflation nach einer Gehaltserhöhung fragen.

Ein gutes Drittel der Beschäftigten (37 Prozent) steht aktuell einem Wechsel des Arbeitgebers zumindest offen gegenüber: Sieben Prozent planen konkret eine Veränderung noch in diesem Jahr und 30 Prozent sind offen dafür, haben aber noch keine konkreten Schritte unternommen. Die Mehrheit (61 Prozent) will dagegen langfristig beim aktuellen Arbeitgeber bleiben.

Das sind Ergebnisse einer Forsa-Studie im Auftrag von Xing zum Thema „Arbeitgeberwechsel“ unter sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland.

Entscheidend für den Wechsel ist das Gehalt

Bei den Wechselwilligen steht der Faktor „Gehalt“ mit 73 Prozent an erster Stelle. Daneben sind ein attraktiver Standort (65 Prozent), eine flexible Arbeitszeiteinteilung (64 Prozent) und ein langfristig sicherer Job sowie gutes Führungsverhalten (je 62 Prozent) die wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines potenziellen neuen Arbeitgebers.

Insgesamt geben Frauen häufiger als Männer an, dass ihnen die Themen „gutes Führungsverhalten“, „flexible Arbeitszeiteinteilung“, „Remote Work“ sowie „nachhaltiges Handeln“ bei der Arbeitgeberauswahl in den letzten fünf Jahren wichtiger geworden sind. Für die Unter-30-Jährigen hat insbesondere der Faktor „gutes Führungsverhalten“ an Bedeutung gewonnen.

Teilweise unbefriedigendes Gehaltsniveau

In Deutschland haben rund vier von zehn Befragten das Gefühl, dass ihre Arbeitsleistung nicht ausreichend bezahlt wird: 43 Prozent der Befragten finden ihr aktuelles Gehalt zu niedrig. Die Hälfte ist der Meinung, dass das Gehalt in Relation zur Arbeitsleistung angemessen ist. Einige Wenige (drei Prozent) geben offen zu, dass sie nach eigener Einschätzung für ihre Arbeitsleistung zu gut bezahlt werden. Der Anteil derer, die über ein zu geringes Gehalt klagen, ist bei Frauen höher als bei Männern.

Etwas mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmenden fühlt sich angemessen bezahlt (53 Prozent). Aber von denen, die denken, zu wenig Gehalt zu bekommen, ist rund die Hälfte (51 Prozent) sehr oder eher bereit, für eine höhere Entlohnung den Arbeitgeber zu wechseln. Diese Bereitschaft ist bei den 18- bis 29-Jährigen am ausgeprägtesten (60 Prozent).

Erster Schritt: Gehaltserhöhung

Untersucht wurde auch, was die Beschäftigten im Jahr 2024 veranlassen würde, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Die hohe Inflation liegt auch in diesem Jahr ganz klar an erster Stelle: Die Teuerungsrate wäre jeweils für 53 Prozent Anlass dafür. Die eigenen gestiegenen Ausgaben würden dagegen deutlich weniger Befragte als Grund nennen (31 Prozent).

Ein Drittel der Befragten würde nach einer Gehaltserhöhung fragen, weil sie mehr Verantwortung oder mehr Aufgaben übernommen haben. Fast ebenso viele sind davon überzeugt, dass sich ihr Stellenwert durch den Fachkräftemangel erhöht hat. Und 26 Prozent würden Gehaltsverhandlungen anstreben im Glauben, dass der Arbeitgeber auf ihn bzw. sie angewiesen ist.

Mit etwas Abstand folgen als Begründungen, dass der eigene Lohn bzw. das eigene Gehalt unter dem Marktwert liegt (22 Prozent) bzw. die letzte Erhöhung schon lange her ist (19 Prozent). Rund ein Zehntel der Beschäftigten fragt laut eigenem Bekunden jedes Jahr nach einer Gehaltserhöhung.

Männer fordern schneller mehr Geld

Ein Blick in die separat analysierten Untergruppen zeigt darüber hinaus: Männer würden eher als Frauen aufgrund der hohen Inflation bzw. des erhöhten Stellenwertes durch Fachkräftemangel nach einer Gehaltserhöhung fragen.

18- bis 39-Jährige würden eher als Ältere mehr Gehalt fordern, weil sie mehr Verantwortung bzw. mehr Aufgaben übernommen bzw. sich weitergebildet haben. Darüber hinaus würden sie ihre Forderung auch häufiger als Ältere damit begründen, dass ihr Lohn/Gehalt unter dem Marktwert liegt bzw. ihr Arbeitgeber auf sie angewiesen ist.

Gelassenheit in Bezug auf Jobsicherheit

Dieses Jahr hat die Studienautor:innen auch dieses Ergebnis erstaunt: Die angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich nicht auf die Wechselbereitschaft der Beschäftigten aus, die mit 37 Prozent genauso hoch ist wie 2023.

Damit pendelt sie sich zum dritten Mal in Folge auf einem hohen Niveau ein, nachdem sie 2022 um vier Prozentpunkte gestiegen war, und erreicht auch dieses Jahr wieder den zweithöchsten je gemessenen Wert in der von Forsa durchgeführten Studie.

Ein langfristig sicherer Arbeitsplatz steht ganz oben auf der Wunschliste – mit 94 Prozent hat aber die überwältigende Mehrheit der Befragten keine Sorgen, ihren aktuellen Arbeitsplatz in diesem Jahr zu verlieren. (bs)