ÖPNV

Nahverkehrs-Express in die Rente

Der Personalmangel im ÖPNV wird sich in wenigen Jahren massiv verschärfen, zeigt eine Studie von Verdi und Klima-Allianz Deutschland.
12.03.2024

Jüngere Busfahrer und -fahrerinnen sind gesucht.

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) steht einer Studie zufolge vor erheblichem Personalmangel. Bis 2030 gehe man von mindestens 60.000 fehlenden Fahrerinnen und Fahrern im ÖPNV aus. Das geht aus einer Erhebung des Beratungsunternehmens KCW im Auftrag der Gewerkschaft Verdi und der Klima-Allianz Deutschland hervor. Das sei fast die Hälfte der 2022 im kommunalen ÖPNV sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fahrer.

„Ohne bessere Arbeitsbedingungen und ohne eine bessere Finanzierung wird der ÖPNV, wie wir ihn heute kennen, ein Stück weit zusammenbrechen. Das heißt, das Angebot wird sich massiv verschlechtern, wenn wir jetzt nicht handeln», sagte die politische Geschäftsleiterin der Klima-Allianz Deutschland, Stefanie Langkamp. Es gebe schon heute Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen und eine hohe Fluktuation, weil die aktuellen Arbeitsbedingungen nicht attraktiv seien. Bis 2030 werde fast die Hälfte der ÖPNV-Beschäftigten in Rente gehen oder den Beruf aus anderen Gründen wechseln.

„Bund und Länder müssen den ÖPNV unterstützen“

Der Studie zufolge entsteht daraus bis 2035 eine Personallücke von mindestens 85.000 Fachkräften. Noch höher wäre der Personalmangel demnach bei einer Verdopplung der Fahrgastzahlen. So müssten dafür bis 2030 mindestens 144.500 Stellen neu besetzt werden, prognostiziert KCW. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln.

«Diese Studie zeigt ganz deutlich, dass wir einen Paradigmenwechsel brauchen im kommunalen ÖPNV», sagte der Verdi-Fachgruppenleiter für Busse und Bahnen, Andreas Schackert. Es gelinge schon heute nicht, den Personalbedarf zu decken. Das liege an unattraktiven Arbeitsbedingungen, die vor allem mit Blick auf die Belastung nicht konkurrenzfähig seien. Bund und Länder müssten die Kommunen daher künftig auch bei der Finanzierung des ÖPNV unterstützen.

Klima-Allianz Deutschland und Verdi fordern von der Bundesregierung:

  • den kommunalen ÖPNV besser und langfristig zu finanzieren, um den akuten Personalmangel zu decken und darüber hinaus die Fahrgastzahlen ausweiten zu können,
  • das Deutschlandticket über 2035 hinaus zu garantieren und ein deutschlandweites Sozialticket für Menschen mit wenig Einkommen einzuführen und
  • eine Mobilitätsgarantie auf dem Dorf und in der Stadt zu etablieren. (dpa/wa)