Marktübersicht

Große Ambitionen: Dänischer Direktvermarkter steigt in deutschen Markt ein

Norlys Energy Trading war einer der auffälligeren Neulinge in der vergangenen Vertriebssaison. Doch wer steckt hinter dem Unternehmen?
26.03.2024

Naja Lynhgolm Skovlyk (Bild) und ihr Unternehmen Norlys Energy Trading wollen sich auf dem deutschen Strommarkt etablieren.

Wer etablierte Direktvermarkter in den vergangenen Wochen nach auffälligeren neuen Mitbewerbern fragte, der hörte immer wieder einen Namen: Norlys Energy Trading. 

Der Energiehändler mit Hauptsitz im dänischen Aalborg gab im vergangenen Jahr sein Debüt auf dem deutschen Direktvermarktungsparkett und nahm nach eigenen Angaben Solar- und insbesondere Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von mehr als 200 Megawatt unter Vertrag. Und das soll erst der Anfang sein.

Mehr als 16 Jahre Erfahrung

Naja Lyngholm Skovlyk ist seit gut zwei Jahren bei Norlys Energy Trading an Bord und leitet seit April 2023 den kaufmännischen Bereich. Im Stromhandel ist sie schon viel länger unterwegs. 

Mehr als 16 Jahre bekleidete sie Führungspositionen beim dänischen Energieversorger Neas Energy, der in der Zwischenzeit vom britischen Konkurrenten Centrica Energy Trading übernommen wurde. Auch Centrica ist in Deutschland als Direktvermarkter tätig und hat nach eigenen Angaben ein Portfolio von 2500 Megawatt.

Mittlerweile 220 Mitarbeiter

"Wir sehen Deutschland als einen Schlüsselmarkt in Europa", sagt Lyngholm Skovlyk im Gespräch mit der ZfK. "Wir sind hier, um zu bleiben." Und dann erzählt sie, wie Norlys Energy Trading 2020 gegründet wurde, als Tochterunternehmen des großen dänischen Telekommunikations- und Energieanbieters Norlys und des Windprojektierers Eurowind, der Deutschland als seinen Kernmarkt sieht. 

Wie das Unternehmen rasend schnell gewachsen ist, auf mittlerweile 220 Mitarbeiter. Und wie es mit dem klassischen Strom- und Gashandel angefangen hat, um dann zusätzlich ins komplexe Feld des Grünstromhandels einzusteigen. "Vor eineinhalb Jahren wollten wir den nächsten Schritt gehen", erklärt die Managerin. "Die Direktvermarktung in Deutschland ist unser Ausgangspunkt. Unsere Ambitionen sind aber größer."

Hoher Wettbewerb in Direktvermarktung

Norlys Energy Trading hat sich einen hart umkämpften Markt ausgesucht. Fast die Hälfte der Teilnehmer gab in der jüngsten ZfK-Direktvermarkterumfrage an, dass der Wettbewerb tendenziell stärker geworden sei. Kein einziges Unternehmen fand, dass der Konkurrenzkampf eher abgenommen habe. 

Auch Lyngholm Skovlyk bezeichnet den deutschen Grünstromhandel als "sehr wettbewerbsintensiv". Aber der Markt öffne sich.

"Unser Team bringt viel Erfahrung aus dem dänischen Markt mit", sagt sie. Dieser zeichne sich ebenso wie der deutsche durch hohe Volatilität aus. "Wir sind überzeugt, dass wir einen relevanten und innovativen Beitrag leisten können zu den Lösungen, die Deutschland sucht."

"Waren nicht aggressiv unterwegs"

Mehrere Marktteilnehmer erzählten der ZfK, dass in der abgelaufenen Vertriebssaison teilweise Preise geboten wurden, die weit unter der Wirtschaftlichkeit lagen. Norlys Energy Trading gehörte nach eigener Aussage nicht dazu.

"Der Preis ist wichtig", räumt Lyngholm Skovlyk ein. Vorrangiges Ziel sei es auch nicht gewesen, sofort rentabel zu sein, sondern ein ausgewogenes Portfolio aufzubauen. "Wir sind aber nicht aggressiv in Ausschreibungen hineingegangen. Unser Ziel war es nicht, gleich im ersten Jahr viele Mengen zu akquirieren."

Fokus auf fixe Entgelte

Anders als viele Mitbewerber bietet Norlys Energy Trading bislang ausschließlich fixe Entgelte an. Dynamische Entgelten könnten jedoch künftig hinzukommen, "genauso wie Dienstleistungen für Batterien, Optimierung hinter Smart Meters und andere nachgefragte Produkte", erklärt die Managerin. Auch Power-Purchase-Agreements für Industrieunternehmen seien vorstellbar.

In den nächsten Monaten gehe es aber zunächst darum, die eigenen Systeme zu testen und mehr Informationen über den deutschen Markt zu sammeln, erläutert die Managerin. "Zunächst ist es für uns aber wichtig, unser Geschäft zu skalieren und unsere Prozesse weiter zu automatisieren", sagt Lyngholm Skovlyk. "Zudem wollen wir unser Team in Deutschland und Europa vergrößern." (jk/aba)