Wasser

Nitrat im Grundwasser geht nur noch langsam zurück

Das LUBW hat die Ergebnisse der Grundwasserüberwachung in Baden-Württemberg für 2022 veröffentlicht. Danach hat sich die Nitratbelastung seit 2001 deutlich verringert. Doch selbst seit 30 Jahren verbotene Substanzen sind noch nachweisbar und es gibt neue Herausforderungen.
25.03.2024

Eine Grundwassermessstelle der LUBW auf einer Wiese bei Markgröningen in Baden-Württemberg

 

Die Konzentrationen der im Grundwasser gemessenen Schadstoffe gehen seit vielen Jahren kontinuierlich zurück. Das sei eine gute Nachricht, aber man müsse weiter am Ball bleiben, sagte Ulrich Maurer, Präsident der LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, anlässlich der Veröffentlichung des Berichtes zum „Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse 2022“ der LUBW.

Die LUBW analysiert jährlich die Daten aus dem Grundwassermessnetz für das vorangegangene Kalenderjahr. In jedem Bericht werden die Daten zur Grundwassermenge und Nitrat vorgestellt. Zusätzlich werden jährlich andere Schadstoffe in den Fokus der Analyse gestellt.

Nitrat immer noch Hauptschadstoff

Die Erstellung und Veröffentlichung des Berichtes benötigt je nach Analysen zwischen acht und 14 Monate. Im Landesmessnetz der LUBW werden jährlich rund 120.000 bis 160.000 chemisch-physikalische Messwerte generiert.

Nach wie vor ist auch im Jahr 2022 Nitrat der Hauptschadstoff im Grundwasser: An rund acht Prozent der Messstellen im Land überschritt der Nitratgehalt den Schwellenwert der Grundwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. In der langjährigen Entwicklung sind die Konzentrationen rückläufig.

Rückgang stagniert zuletzt

Seit Beginn der systematischen Messungen im Jahr 1994 hat die mittlere Nitratkonzentration im Landesmessnetz Beschaffenheit um rund 24 Prozent abgenommen. „In den letzten Jahren sind allerdings kaum noch Rückgänge zu verzeichnen“, heißt es in einer Presseerklärung des LUBW.

Insgesamt werden rund 45 Prozent der Flächen in Baden-Württemberg landwirtschaftlich genutzt. In Gebieten mit hoher Nitratbelastung werden in der Regel intensiv Ackerbau oder viele Sonderkulturen betrieben. Betroffen sind insbesondere Bereiche in der nördlichen und südlichen Oberrheinebene, Teile des Kraichgaus, der Neckarraum zwischen Stuttgart und Heilbronn sowie die Region Oberschwaben.

Deutliche Abnahme seit 2001

Seit der Novellierung der Schutzgebiets- und Aus­gleichsverordnung (SchALVO) im Jahr 2001 haben sowohl die absoluten Flächen als auch der prozentuale Anteil der hoch belasteten Sanierungsgebiete an der gesamten Fläche der Wasser­schutzgebiete deutlich abgenommen. Die mittleren Nitrat-Konzentrationen sind seitdem in den Sanierungsge­bieten um rund 14 Prozent, in den Problemgebieten um zwölf sowie in den Normalgebieten um etwa sechs Prozent zurückgegangen.

Der Schwellenwert für Pflanzenschutzmittel und deren Abbaustoffe (Metaboliten) wird inzwischen nur noch an 31 Messstellen überschritten, das sind 1,7 Prozent der insgesamt im Jahr 2021 untersuchten 1865 Messstellen. Das sind deutlich weniger als in früheren Jahren. Der Schwellenwert für Pflanzenschutzmittel liegt in der Grundwasserverordnung bei 0,1 Mikrogramm pro Liter Grundwasser.

Lange Grundwasserbelastung

Der Schwellenwert des bereits in den 1990er Jahren verbotenen Wirkstoffs Atrazin wurde im Jahr 2001 noch an 39 Messstellen überschritten, das waren 1,5 Prozent der zu diesem Zeitpunkt untersuchten 2546 Messstellen. Im Jahr 2021 überschritt Atrazin nur noch an fünf der 1865 Messstellen den Schwellenwert, das entspricht einem Anteil von 0,3 Prozent.

„Das Beispiel der Pflanzenschutzmittel macht deutlich, wie langlebig Grundwasserbelastungen sein können. Mehr als dreißig Jahre nach dem Verbot sind diese Stoffe noch messbar. Was immer wir heute an schwer abbaubaren Substanzen in unsere Böden eintragen, wird die Generation nach uns in ihrem Grundwasser vorfinden“, betont Maurer.

Neue Gefahrstoffe

Daher seien Schutzmaßnahmen konsequent umzusetzen oder weiter zu verbessern. „Es gilt zu prüfen, ob die Befunde bereits bekannter Stoffe zurückgehen und ob bislang nicht untersuchte Substanzen die Grundwasserqualität gefährden oder nachteilige Veränderungen der Wasserbeschaffenheit herbeiführen können“, so Maurer.

Ein Beispiel für eine Gefahr für das Grundwasser in jüngerer Zeit ist Trifluoracetat (TFA). TFA ist ein Abbauprodukt zahlreicher chemischer Erzeugnisse wie Kältemittel, Pharmaka und Pflanzenschutzmittel. Als Schadstoff für das Grundwasser ist es erst in den vergangenen Jahren in den Fokus gerückt und wurde im Vorjahresbericht „Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse 2020“ vorgestellt. (hp)