Wasser

BUND findet PFAS in Mineral- und Leitungswasser

Grenzwerte werden nicht überschritten. Die Wasserwirtschaft ist trotzdem besorgt und fordert eine wirksame Strategie.
24.04.2024

Der BUND hat in einem Test in neun von zehn Proben PFAS-Rückstände im Leitungswasser gefunden.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnen vor sogenannten Ewigkeitschemikalien im deutschen Trinkwasser. Allerdings lägen die Werte für diese als PFAS bekannten Substanzen durchgehend unter den geltenden Grenzwerten, teilten die Verbände am Dienstag unter Bezugnahme auf einen Trinkwassertest des BUND mit.

Im November und Dezember 2023 hatte der BUND bei einem Trinkwassertest fünf Mineral- und zehn Leitungswasserproben im Labor auf jeweils drei Ewigkeitschemikalien untersuchen lassen, nämlich auf Trifluoressigsäure, Melamin und mehrere Benzotriazol-Verbindungen. Dabei seien in neun von zehn Leitungswasserproben und in drei von fünf Mineralwässern Schadstoffe nachgewiesen worden.

Aufbereitung wird immer teurer

BDEW-Hauptgeschäftsführer Martin Weyand sagte, zunehmende Schadstoffeinträge belasteten die Rohwasserressourcen. Das mache die Trinkwasseraufbereitung immer teurer. «Notwendig ist daher eine wirksame Strategie, um weitere zukünftige Einträge von PFAS zu vermeiden», erkärte Weyand.

Er forderte die Vermeidung von Schadstoffeinträgen direkt an der Quelle. Wichtig sei eine verursachergerechte Kostenverteilung. «Hersteller müssen zahlen.» Weyand setzt sich für einen Fonds ein, in den Industrie und Handel einzahlen sollten, um volkswirtschaftliche Kosten der PFAS-Verschmutzung zu übernehmen.

Tests in zehn Städten

Der BUND hat den „ToxFox-Trinkwassertest“ in den Städten Berlin, Frankfurt am Main, Stuttgart, Osnabrück, Kiel, Burgdorf, Celle, Neustadt an der Weinstraße, Meschede und dem EU Parlament in Brüssel durchgeführt.  

Am häufigsten wurde eine Chemikalie der PFAS-Gruppe gefunden: Trifluoressigsäure. Die PFAS-Konzentrationen lagen zwischen 50 und 1100 ng/L im Leitungswasser und zwischen 50 und 200 ng/L im Mineralwasser.

Ab 2026 neue Grenzwerte

Damit wird der Gesundheitliche Leitwert des Umweltbundesamtes für Trifluoressigsäure von 60.000 ng/L in keiner Probe überschritten. Dies gilt auch für den strengeren Richtwert der Niederländischen Behörden RIVM von 2200 ng/L.

Ab 2026 gilt der neue europäische Trinkwasser-Grenzwert 100 ng/L für die Summe von 20 expliziten PFAS (darunter nicht Trifluoressigsäre). Zusätzlich wird in Deutschland ab 2028 ein Trinkwasser-Grenzwert von 20 ng/L für die Summe von vier besonders häufig in Menschen gefundenen PFAS gelten. Für Mineralwasser gelten keine PFAS Grenzwerte.

EU diskutiert Verbot

Auf EU-Ebene wird zurzeit eine Beschränkung der gesamten Stoffgruppe PFAS diskutiert. Um die weitere Zunahme der Verschmutzung aufzuhalten, müsse die Produktion und Verwendung von Ewigkeits-Chemikalien eingeschränkt werden, forderte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt: „Wir fordern ein umfassendes PFAS-Verbot in Deutschland und in der EU.“

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die Bundesumweltministerin Steffi Lemke müssen sich gemeinsam auf europäischer Ebene dafür stark machen, so Bandts Forderung: „Die Bundesregierung ist aufgerufen, ein Ressourcenschutzgesetz auf den Weg zu bringen, um unsere Lebensgrundlagen auch hierüber zu schützen.“ Zum BUND-Test geht es hier. (hp mit Material von dpa)