Smart City / Energy

TWL simulieren mit Blockchain künftigen Energiemarkt

Die Technischen Werke Ludwigshafen testen nach eigenen Angaben als erster Energieversorger in Deutschland in einem Feldversuch die Technologie für die dezentrale Laststeuerung von Strom.
01.02.2018

Zusammen mit der Energy Web Foundation (EWF) und Pricewaterhouse Coopers (PWC) haben die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) einen Feldversuch zur dezentralen Steuerung eines Stromnetzes gestartet. Beim Projekt „LUtricity" werden freiwillige Teilnehmer aus dem Kreis der Verbraucher und Produzenten des öffentlichen Verteilnetzes sowie Speicher dezentral durch Smart Contracts – also automatisch ablaufende Verträge – auf der Blockchain gesteuert.

In dem Feldversuch in Ludwigshafen wird konkret eine autarke Stromgemeinschaft aus Verbrauchern und Produzenten simuliert. So sollen flexible Lasten der großen Verbraucher und des eigenen neun MW-Speichers genutzt werden, um ein ausgeglichenes lokales Netz zu steuern. Derzeit laufen noch die Vorbereitungen, bis Sommer 2018 soll die Verbindung mit den physischen Anlagen der Teilnehmer umgesetzt sein.

Stromgemeinschaft, die netto weder Strom zu- noch abführt

Im Falle einer Überproduktion der lokalen Solaranlagen wird der Strom gespeichert oder der flexible Teil des Verbrauchs großer Konsumenten vorgezogen. Ist die Produktion zu niedrig, kann Strom aus dem Speicher bezogen werden, oder die Verbraucher schieben ihre Last zeitlich nach hinten. Dieser Prozess wird in Echtzeit von den Smart Contracts gesteuert und optimiert. Alle Transaktionen werden im Anschluss in die Blockchain geschrieben und sind damit sicher und dezentral gespeichert, so die TWL.

Es handelt sich dabei um die Tobalaba Blockchain, die von der EWF geliefert wird. Sie basiert auf der in der Finanztechnologie angesiedelte Plattform Ethereum und ist an die Marktbedingungen des Energiesektors angepasst. „Mit diesem Projekt übernimmt TWL eine Vorreiterrolle im Energiesektor und trägt entscheidend dazu bei, mit Hilfe neuester Technologien wichtige Voraussetzungen für die Energiewende zu erproben", sagte dazu Hans Heinrich Kleuker, Kaufmännischer TWL-Vorstand.

Industrialisierung der Lösung möglich

PWC begleitet den Versorger bei der Entwicklung des Feldversuchs. TWL ist das einzige deutsche Gründungsmitglied der EWF, einer Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Einsatz von Blockchain-Technologie im Energiesektor voranzutreiben. Eine anschließende Industrialisierung der Lösung hänge von der Analyse des Geschäftsmodells, der Reife der Technologie und den regulatorischen Rahmenbedingungen ab. (sg)