Karriere

Jugend sorgt sich um Chancen auf dem Ausbildungsmarkt

54 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren gehen davon aus, dass sich die Ausbildungschancen wegen Corona verschlechtert haben. Die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Ausbildungsgarantie sollte daher zügig umgesetzt werden - fordert die Bertelsmann Stiftung.
04.05.2022

Laut einer Studie glaubt nur die Hälfte der Jugendlichen, dass es für sie genügend Ausbildungsplätze gibt. (Symbolbild)

42 Prozent der Jugendlichen kritisieren, die Politik tue eher wenig oder gar nichts für Ausbildungsplatzsuchende. Weitere 38 Prozent sind der Meinung, die Politik tue zwar viel, aber nicht genug. Das ist das Ergebnis einer Studie, welche die Bertelsmann Stiftung beauftragt hat.

In Summe seien damit 80 Prozent mit dem Engagement der Politik für Ausbildungsplatzsuchende unzufrieden. Durchgeführt hat die Umfrage das Institut "iconkids & youth". Vom 28. Januar bis 6. März hat die Einrichtung Jugendliche erstmals auch repräsentativ auf Länderebene nach ihren beruflichen Perspektiven befragt.

Jugendliche mit niedriger Schulbildung besonders pessimistisch

Während knapp die Hälfte der 1666 befragten Jugendlichen (48 Prozent) meint, es gebe genügend Ausbildungsplätze, sind 37 Prozent der Auffassung, es gebe zu wenige. Je nach Schulbildung unterschied sich die Einschätzung der Jugendlichen jedoch.

Denn von den Jugendlichen mit niedriger Schulbildung hat fast jede zweite Person (49 Prozent) den Eindruck, dass die Zahl der Ausbildungsplätze nicht reicht. Die Bertelsmann Stiftung ist über diese Einschätzung nicht verwundert: Trotz vieler unbesetzter Ausbildungsstellen blieben laut Statistik mehr als ein Drittel der Personen mit Hauptschulabschluss zwischen 20 und 34 Jahren ohne Ausbildung.

Ausbildungsgarantie umsetzen

Die im Koalitionsvertrag verankerte Ausbildungsgarantie müsse nun zügig und wirkungsvoll umgesetzt werden, fordert Clemens Wieland, Ausbildungsexperte der Bertelsmann Stiftung.

"Das ist nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels das Gebot der Stunde: Wir müssen auch jedem einzelnen Jugendlichen einen erfolgversprechenden Start ins Berufsleben ermöglichen."

Berliner und Bremer besonders unzufrieden

Die Ausbildungssituation wird dabei laut Studie regional sehr unterschiedlich wahrgenommen: Zu gering erscheint das Angebot an Ausbildungsplätzen ganz besonders Jugendlichen in Berlin (50 Prozent) und in Bremen (49 Prozent) – Länder, in denen die Lage auf dem Ausbildungsmarkt tatsächlich sehr angespannt ist.

In Bayern (31 Prozent) empfinden die wenigsten Jugendlichen einen Mangel an Ausbildungsplätzen. Dort gibt es im Ländervergleich besonders viele Ausbildungsplätze. "Die jungen Menschen haben ein gutes Gespür für die tatsächliche Ausbildungssituation in ihrem Land", sagt Wieland.

Ausbildung trotzdem beliebt

Ungeachtet der Chancen war die Ausbildung bei den Befragten hoch im Kurs: 80 Prozent der Schüler*innen mit niedriger und 78 Prozent derjenigen mit mittlerer Schulbildung möchten auf jeden Fall eine Ausbildung machen, ein weiteres Fünftel (18 beziehungsweise 19 Prozent) ist noch unentschieden.

Unter den Schüler*innen mit hoher Schulbildung sind es 16 Prozent, die eine Ausbildung sicher anstreben, dafür sei die Zahl der Unentschiedenen mit 43 Prozent sehr hoch. Insgesamt liegen in Sachen Ausbildungsinteresse die Schüler*innen in Niedersachsen (47 Prozent) und Bayern (46 Prozent) ganz vorn. Das geringste Interesse gab es in Sachsen (18 Prozent).

Corona hat Studium interessanter gemacht

Bei Jugendlichen mit hoher Schulbildung gewinnt das Studium wegen Corona zusätzlich an Attraktivität: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der angehenden Abiturient*innen findet, dass ein Studium aufgrund von Corona im Vergleich zur Ausbildung interessanter geworden ist.

"Weil es in Corona-Zeiten Praktika und sonstige Berufsorientierungsmöglichkeiten nur eingeschränkt gibt, tendieren wieder mehr Jugendliche zu einem Studium oder einem längeren Verbleib in der Schule", sagt Wieland. (jk)