Autonomer Lastwagen auf Autobahn-Kurs
Der fahrerlose Lastwagen wird Schritt für Schritt Realität: Seit Januar 2022 arbeiten Wissenschaftler und Unternehmen gemeinsam am Forschungs- und Entwicklungsprojekt ATLAS-L4 (Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4).
„Mit ATLAS-L4 wird bald erstmals ein autonom fahrender Truck auf einer Autobahn in Deutschland unterwegs sein“, erklärt Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus. Die zwölf Projektpartner wollen damit zum fahrerlosen Pendeln der Fahrzeuge zwischen Logistikhöfen beitragen.
Die Hoffnung: Mehr Sicherheit, mehr Effizienz und weniger Staus auf den Straßen. Auch dem Fahrermangel könne mit Automatisierungskonzepten begegnet werden. Teilnehmer sind MAN Truck & Bus, Knorr-Bremse, Leoni, Bosch, Fernride, BTC Embedded Systems, Fraunhofer AISEC, Technische Universität München, Technische Universität Braunschweig, TÜV SÜD, Autobahn GmbH und das Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW).
In seiner Projektverantwortlichkeit für die Gesamtsystementwicklung hat MAN mittlerweile ein Prototypenfahrzeug aufgebaut. Es hat Sensoren auf dem Dach, an der Front und an den Seiten der Fahrerkabine. Im Inneren sind mehrere Rechner verbaut.
Schon jetzt sammelt das Fahrzeug Daten
Im ersten Schritt dient es als Sensorfahrzeug zur Sammlung von Daten. Später beginnt dann die Funktionsentwicklung für das autonome Fahren unter anderem mit ersten Testfahrten auf der Autobahn mit Sicherheitsfahrer. Die ersten Kilometer hat das Fahrzeug bereits auf dem Münchner Testgelände von MAN zurückgelegt. Funktionalitäten und Schnittstellen standen dabei auf dem Prüfstand: Erstmals haben die Komponenten miteinander kommuniziert und die Sensoren eine realitätsgetreue Umfelderkennung vorgenommen.
Der nächste große Meilenstein ist die Premiere im öffentlichen Straßenverkehr: Voraussichtlich noch in diesem Jahr soll es für das Testfahrzeug zu ersten Fahrten auf die Autobahn gehen – mit einem Sicherheitsfahrer an Bord.
Es gibt aber auch schon einige Meilensteine, an den das Projektteam bereits einen Haken setzen konnte: Das Control Center für die technische Aufsicht wurde im September 2023 erfolgreich in Betrieb genommen und die Verbindung zum Fahrzeug installiert. Das Web-Interface stellt nun das Fahrzeug auf einer Karte mit allen relevanten Informationen wie Geschwindigkeit und Automatisierungsstatus dar.
Maßnahmen gegen Hacker definiert
Des Weiteren haben MAN und das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC die projektbegleitende Risikoanalyse für das Fahrzeug erfolgreich durchgeführt. Auf dieser Grundlage wurden Cybersicherheitsmaßnahmen wie authentische und verschlüsselte Kommunikation sowie funktionale Sicherheitsmaßnahmen wie Redundanzen und Degradationskonzepte für das autonome Fahrsystem definiert. Dabei werden umfangreiche Angriffs- und Ausfallszenarien durchgespielt und entsprechende Schutzkonzepte entwickelt. (wa)