Schweizer Post-Roller laden bidirektional

Die Roller der Schweizer Post können bidirektional laden.
Bild: © Die Schweizerische Post
Von Jürgen Walk
Können die Elektroroller der Schweizer Post das Stromnetz stabilisieren und dabei auch noch Geld verdienen? Das will die Post in der westschweizerischen Stadt Freiburg testen. Die Überlegung: Wenn die Post die Batterien ihrer Roller in der Nacht mit einem tiefen Stromtarif lädt und den Strom dafür tagsüber zu einem hohen Tarif ins Netz zurück speist, könnte sie damit Geld verdienen.
Vier Monate lang soll in einem Pilotprojekt bidirektionales Laden ausprobiert werden. Neun E-Roller wurden dafür umgerüstet. Weitere Installationen im Depot waren nicht nötig. Konkret testen die Partner einen AC-Ladevorgang, also einen mit Wechselstrom. Die Umwandlung des Wechselstroms in Gleichstrom findet mit Hilfe von On-Board-Ladegeräten im Fahrzeug statt. Dies sei die Schlüsselinnovation in diesem Projekt. "Es handelt sich um die ersten On-Board-Geräte dieser Art, die wir hier einsetzen», sagt Erik Wilhelm von der Firma Kyburz, die die Roller auf bidirektionales Laden umgerüstet hat.
Zum virtuellen Kraftwerk verbunden
Das Projektteam will die Batterien der Roller als virtuelles Kraftwerk zusammenschalten. "Sobald die Roller am frühen Nachmittag im Depot eintreffen, berechnen wir Lade- und Entladeprofile gemäss dem variablen Tarif der Groupe E", sagt Severin Nowak von der Hochschule Luzern. Einzige Bedingung ist, dass die Batterien morgens um 5 Uhr wieder voll aufgeladen sind, wenn die Zustelltouren beginnen.
Mit dem Projekt in Fribourg wollen die Beteiligten herausfinden, ob die Skaleneffekte durch die hohe Zahl an Rollern groß genug wären, damit die Post mit Hilfe der Arbitrage Geld verdienen könnte. Gegenwärtig ergeben die Hochrechnungen einen Mehrwert von 2500 Schweizer Franken (2660 Euro) pro Fahrzeug über dessen ganze Lebensdauer. Das Projekt soll zeigen, ob diese Modellierung auch dem Realitäts-Check standhält. In Zukunft – so die Hoffnung der Projektpartner – könnten durch höhere Preisvariabilität noch höhere Erträge möglich werden.
Neben diesen wirtschaftlichen Fragen geht es im Projekt aber vor allem um die technische Machbarkeit des bidirektionalen Ladens mit Wechselstrom (AC). Während der ganzen Projektdauer von vier Monaten läuft der Zustellbetrieb im gewohnten Umfang weiter. Die Roller müssen deshalb täglich einsatzbereit sein, teilt die Schweizer Post mit.