Steuer-Malus und Biokraftstoffe sollen die Verkehrswende treiben

Der Straßenverkehr ist für fast 95 Prozent der nationalen Verkehrsemissionen verantwortlich.
Von Jürgen Walk
Die Energiewende in Deutschland kann durchaus Erfolge vorweisen, hat aber eine deutliche Schlagseite. Das stellt eine Studie der Internationale Energieagentur (IEA) in Paris fest. Zwar sei die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Die Dekarbonisierung der Endverbrauchssektoren wie Verkehr, Industrie und Gebäude erfordere jedoch weitere Anstrengungen. Vor allem der Verkehrssektor hinke der Entwicklung deutlich hinterher.
Deutschland soll nach Ansicht der IEA Maßnahmen priorisieren, die die Effizienz und Belastbarkeit seines wachsenden Stromsystems optimieren. Dazu gehören intelligente Zähler, Netze, Speicher und standortbezogene Preise. Ein Schwerpunkt der Untersuchung ist der deutsche Verkehrssektor. Dieser sei aus Sicht der Emissionsreduzierung ein klarer Branchennachzügler, heißt es bei der IEA.
Förderung nicht nur für Privatautos
Die Empfehlungen der Energieagentur sind vielfältig und teils unbequem: Zunächst soll Deutschland seine Anstrengungen zum Ausbau des Schienennetzes und der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur deutlich erhöhen. Schließlich sei der Straßenverkehr für fast 95 Prozent der nationalen Verkehrsemissionen verantwortlich. Dies sollte durch langfristige und stabile Finanzierungspakete unterstützt werden.
Zum Thema Elektromobilität schreiben die Fachleute, Deutschland habe Ende 2023 seine bisherigen Kaufanreize für Elektrofahrzeuge abgeschafft. Nun müsse die Regierung alternative, langfristige, haushaltsneutrale Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung von Elektrofahrzeugen zu beschleunigen. Der IEA schwebt beispielsweise eine Bonus-Malus-Steuerstruktur für Fahrzeugkäufe vor. Sie soll den Kauf emissionsarmer Alternativen gegenüber Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen fördern.
Neue Maßnahmen sollten aber nicht nur auf privat gekaufte Autos beschränkt sein. Viel wichtiger seien Leasing- und Firmenwagen, die den Großteil des deutschen Marktes ausmachen. Der Verkauf von Elektrofahrzeugen sollte durch einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur ergänzt werden. Dabei mahnt die IEA auch explizit eine ausreichende Planungskoordination mit dem Stromnetz an.
Deutschland sollte schließlich auch die Möglichkeiten prüfen, die Rolle nachhaltiger Biokraftstoffe im Verkehr zu stärken. Die Treibhausgasquotenpolitik sei zwar ein wirksames Mittel, um den Anteil erneuerbarer Energien an Kraftstoffen zu erhöhen. Die Regierung solle jedoch eine gleichmäßige Behandlung der Compliance-Optionen sicherstellen.
Und noch einen weiteren wichtigen Ratschlag hat die IEA für die neue Regierung: Auch der Verkehrssektor würde von einer engeren Koordinierung der zuständigen Ministerien profitieren, ergänzt durch eine stabile finanzielle Unterstützung.