ÖPNV

Der fragile Erfolg flexibler Kleinbusse

Überall entstehen Pilotprojekte für On-Demand-Verkehre. Die Kundenresonanz ist gut, aber die dauerhafte Finanzierung bleibt unklar, klagt der VDV.
13.03.2023

Gerade auch auf dem Land könnten flexibel buchbare Kleinbusse als Grundangebot eingesetzt werden, heißt es beim VDV.

Flexible Kleinbusse können eine entscheidende Rolle für den Klimaschutz spielen. Darauf weist der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hin. Man könne wirklich sagen, dass die Saat des Bundes und der Branche aufgeht – ob in Städten, Mittelzentren oder gerade auf dem Land.

„Anfang 2019 hatten wir nur eine Handvoll Rufbus-Angebote in Deutschland, eine klassische Nische“, so VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. „Derzeit haben wir mehr als 80 On-Demand-Projekte im Land, die öffentliche Mobilität dorthin bringen, wo bisher oft keine war.“

Dauerhaft drohe diese Saat jedoch zu verkümmern, weil die meisten App-buchbaren Kleinbusse als zusätzliche Pilotprojekte aufgesetzt worden sind. Es fehle – verstärkt durch die Kostensituation bei Personal, Energie, Kraftstoffen und Material – die nachhaltige Finanzierungsgrundlage für den Regelbetrieb. Das erklärte Overkamp bei der Vorstellung des VDV-Positionspapieres „Linienbedarfsverkehr: zukunftsgerecht, integriert und nachfragegesteuert.“

Der Bund habe 2021 in einer wegweisenden Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes die dauerhafte Genehmigungsmöglichkeit eines ÖPNV-integrierten On-Demand-Angebots geschaffen. Der Linienbedarfsverkehr stellt laut VDV eine neue, digital gestützte Qualität des ÖPNV-Angebotes dar. In ländlichen Räumen eigne er sich als flächenhaftes Grundangebot. Zudem bieten sich auch in urbanen und suburbanen Gebieten zeitliche und räumliche Lückenschlüsse und Angebotsverdichtungen an.

Akzeptanz und Nachfrage sind vorhanden

Laut VDV können flexible Kleinbusse in Tageszeiten schwacher Nachfrage klassische Linienbusse ersetzen. Der Branchenverband lobt den Bund rückblickend für die Novellierung. „Doch wahr ist auch, dass die Verkehrsunternehmen in diesen Zeiten enorme Schwierigkeiten haben, diese neuen Angebote, die ja zusätzlich zu finanzieren sind, dauerhaft im Markt zu halten. Das tut natürlich weh, da wir von den Kundinnen und Kunden positive Rückmeldungen bekommen. Akzeptanz und Nachfrage für die flexiblen, kleinen Rufbusse sind da“, so Overkamp.

Aus Sicht des Verbands ist es sinnvoll, das On-demand-Angebot zu erhöhen und mit Push- und Pull-Maßnahmen zu begleiten. Das könnten etwa Parkraumbewirtschaftung, Verminderung von Pkw-Flächen, Carsharing, ÖPNV-Vorrangschaltungen sowie bessere Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur sein. So habe bereits nach kurzer Projektlaufzeit eine Studie zum Ioki-Shuttle Osdorf/Lurup ergeben, dass knapp 30 Prozent der Fahrgäste das Shuttle anstelle des privaten Pkw nutzen. Auch sehr erfolgreich sei das Projekt „Sprinti“ in Hannover gewesen: Eine Verdreifachung der Nutzungszahlen binnen eines Jahres und eine Umsteigerquote aus dem Pkw als Fahrer oder Mitfahrer von 38 Prozent. (wa)

Das Positionspapier zum Download