ÖPNV

Klimaschutz im Nahverkehr wird teurer

Branchenverband VDV rechnet mit Knappheit bei alternativen Kraftstoffen. Umso stärker komme es auf den Wirkungsgrad an.
24.04.2023

Entscheidungen über die Dekarbonisierung der ÖPNV-Flotten müssen bald getroffen werden. Es gibt dabei Effizienzunterschiede – aber keine Lösung, die für alle Szenarien taugt.

Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) geht davon aus, dass die Energiekosten im Nahverkehr durch die Transformation zu erneuerbaren Energien steigen werden. „Wir rechnen mit einer spürbaren Knappheit bei alternativen Kraftstoffen bis mindestens 2030“, erklärt VDV-Vizepräsident Veit Salzmann. Neben den reinen Treibstoffkosten kommen auch solche für neue Lade- und Tankinfrastruktur hinzu.

Daraus folgt laut Salzmann, dass die Unternehmen noch stärker Wert auf den Wirkungsgrad der eingesetzten Technik legen werden. Denn diese spiele eine große Rolle bei den Betriebskosten. Der VDV hat zu diesem Komplex ein Positionspapier verfasst. Es soll als Hilfe zur Entscheidungsfindung für Infrastruktur- und Fahrzeuginvestitionen dienen. Außerdem zeige es auf, wo seitens der Klima- und Verkehrspolitik bei Bund und Ländern Handlungsbedarf besteht.

Ausbau Erneuerbarer hinkt Plänen hinterher

„Wir haben im Verhältnis zur Nachfrage einen Mangel an regenerativer Energie“, so Salzmann. Gleichzeitig steige der Bedarf durch E-Mobilität und Wärmepumpen. Und schließlich liege der Ausbau regenerativer Energieerzeugung deutlich hinter den von der Politik gesetzten Zielen“, erläutert Salzmann.

Alternative Kraftstoffe seien meist klimafreundlich, doch beim Wirkungsgrad gebe es erhebliche Unterschiede: Die Bandbreite reiche von 77 Prozent beim Fahrleitungsbetrieb über 66 Prozent beim Batterieantrieb bis hin zur Brennstoffzelle mit 22 Prozent. Bei E-Fuels seien es noch 14 Prozent.

Biogas und Wasserstoff kaum verfügbar

Auch in Bezug auf die Verfügbarkeiten gebe es erhebliche Unterschiede. So geht die Branche davon aus, dass Wasserstoff und Biogas künftig in großen Mengen als Ersatz für bisherige russische Erdgaslieferungen eingesetzt wird. Energieversorger werden ihn in Gaskraftwerken verwenden, in der Industrie dient er als Prozessgas für die Stahlproduktion. Auch für viele andere industrielle Prozesse wird Wasserstoff benötigt. Jedenfalls werde er nicht in ausreichender Menge und Priorität für den Verkehrssektor zur Verfügung stehen.

Um die Klimaschutzvorgaben bis 2030 zu erfüllen, seien nun Entscheidungen für geeignete Infrastrukturen zu treffen. Hierbei seien neben den Energie- und Betriebskosten technische Entwicklungstrends, die Verfügbarkeit und Verteilung, zum Beispiel per Pipeline oder LKW, der Energieträger und ihre Wettbewerbssituation zu berücksichtigen.

„Es gibt nicht die eine Lösung für alle Städte und Regionen in Deutschland. Synergieeffekte zwischen lokalen Energieversorgern, Stadtwerken und anderen Verkehrsunternehmen müssen mitberücksichtigt werden“, so Salzmann. Zum Beispiel könnten Ladeinfrastrukturen für kommunale Fahrzeuge der Abfallwirtschaft oder zur Straßenreinigung aus einer Hand konzipiert werden. (wa)