ÖPNV

Mit Wasserstoffzügen in Richtung Klimaneutralität

Die beiden Verbände VDI und VDE präsentieren ein Papier, wie der Bahnverkehr auf fossile Energieträger verzichten kann.
20.09.2022

Wo keine Oberleitung steht, könnten Wasserstoffzüge umweltfreundlich fahren.

Mit grünem Wasserstoff könne der Schienenverkehr in Deutschland einen Schritt in Richtung Klimaneutralität machen. Dazu haben der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) ein gemeinsames Impulspapier verfasst. Das Papier soll zeigen, wie vor allem mit Wasserstoffzügen auf den Einsatz von fossilen Energieträgern im Bahnverkehr verzichtet werden kann. Dabei empfehle es sich, ergänzend auch Züge mit batteriebasierten Antriebssystemen einzusetzen.

Den Bahnverkehr auf einem vollständig elektrifizierten Netz zu betreiben ist nur mit hohem Aufwand und Kosten möglich. Bei den aktuellen Planungs- und Ausbaukapazitäten würde es auch sehr  lange dauern. Die Kosten für die Elektrifizierung von Bahnstrecken liegen laut DB Netz durchschnittlich bei mehr als 1,5 Millionen Euro pro Kilometer.

Begrenzte Reichweite bei Batteriezügen

Rüdiger Wendt, Mitglied im VDI-Fachbeirat Bahntechnik, meint dazu: „Antriebe mit Oberleitung sind im Bahnverkehr das Mittel der Wahl, weil sie am effizientesten sind. Doch überall da, wo es Lücken bei der Elektrifizierung gibt, bietet sich der Einsatz von Wasserstoffzügen und Batteriefahrzeugen an.“

Batteriefahrzeuge haben den Nachteil, dass ihre Reichweite begrenzt ist und die erforderliche Ladezeit betrieblich sinnvoll und zuverlässig realisiert werden muss, meint Wendt. Bestenfalls könne während der Fahrt geladen werden. Bei längeren fahrleitungsfreien Abschnitten seien daher Brennstoffzellenfahrzeuge vorteilhafter. Diese kommen derzeit auf Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern.

Problem: Grüner Wasserstoff ist begeht

Allerdings sei grüner Wasserstoff wegen des wachsenden Interesses auch anderer Sektoren ein sehr begehrter Energieträger, betont Tobias Bregulla, Mitglied im VDE/VDI-Fachausschuss Wasserstoff und Brennstoffzellen. Daher sollte der Schienenverkehr langfristig seinen Bedarf auch mit eigenen Erzeugungseinheiten decken. Der Einsatz eigener Elektrolyseure könnte hierfür die Basis bieten. Hierdurch würde sich die Wettbewerbsfähigkeit von grünem Wasserstoff im Schienenverkehr deutlich verbessern.

Insgesamt sehen VDI und VDE angesichts der politischen Zielvorgaben große Potenziale für die innovativen Antriebstechnologien auf nicht- oder teilelektrifizierten Strecken. Wenn bei einer Erweiterung des Streckennetzes im Regionalverkehr durch Neubau oder Reaktivierung wirtschaftliche oder technische Gründe gegen den Bau einer Oberleitung sprechen, können die neuen Technologien mit Blick auf den Lebenszyklus eine emissionsfreie und wirtschaftliche Alternative darstellen. (wa)