ÖPNV

Platooning für Münchner Busse

Im vorderen Elektrobus sitzt ein Fahrer, weitere Fahrzeuge folgen automatisch in engem Abstand. Daran arbeiten das Karlsruher KIT, die Stadtwerke und der Bushersteller Ebusco.
04.06.2021

Die Busse sind nicht physisch, sondern über eine "elektronische Deichsel" verbunden.

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) arbeiten an einem Stadtbus-Platoon für München. Dabei fahren mehrere Fahrzeuge mittels elektronischer Steuerung in engem Abstand hintereinander. Diese Kolonnen können beliebig an den jeweiligen Bedarf angepasst werden. Nur im vorderen Bus sitzt ein Fahrer.

Verbunden sind die Einheiten nicht physisch, sondern nur informationstechnisch mit einer „elektronischen Deichsel“. Die Platoons können damit leicht geteilt und wieder verbunden werden. „Durch Platooning können wir den Busbetrieb optimal an den Bedarf je nach Tageszeit oder Linie anpassen – besonders im städtischen Umland“, sagt Svenja Reiß von den Stadtwerken München (SWM).

Anhänger zu motorisieren sei ineffizient

In München sollen alle Busse langfristig durch Elektrobusse ersetzt werden. Nachfrageschwankungen werden bislang bei Dieselbussen über Personenanhänger abgefangen. Dafür sind Elektrobusse derzeit noch nicht ausgelegt. „Bei Elektrifizierung der Zugfahrzeuge müsste enorme elektrische Energie eingesetzt werden, um die Anhänger mitzubewegen“, konstatiert Eric Sax, Leiter des Instituts für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) am KIT. Zusätzlich den Anhänger zu motorisieren, sei weder kosten- noch energieeffizient.

Eine rein elektronische und informationstechnische Kopplung wie beim Platooning erlaube hingegen, vollständige Fahrzeuge zu koppeln. „Da dabei gängige Fahrzeugtypen eingesetzt werden, ist die Elektrifizierung einfacher und preiswerter“, so der Forscher.

Prototyp ab Mitte 2022

„Wir entwickeln jetzt die Konzepte für das Platooning von Stadtbussen und anschließend die entsprechenden Algorithmen für die Automatisierung“, sagt Nicole Rossel vom ITIV. Diese würden dann in einem Bus-Prototypen verwendet, den das KIT gemeinsam mit den SWM und dem niederländischen Elektrobushersteller Ebusco bis Mitte 2022 verwirklichen. Dieser wird dann im Norden der bayerischen Landeshauptstadt getestet. Ziel ist, die neuen Fahrzeuge ab Mitte des Jahrzehnts auf die Straße zu bringen. (wa)