Schienen zu reaktivieren lohnt sich meistens
Jahrzehntelang wurden immer wieder Bahnstrecken stillgelegt. „Lohnt sich nicht mehr“, war die Standardbegründung, um die wegfallenden Linien dann durch Busse zu ersetzen. Doch seit einigen Jahren gibt es auch eine Gegenbewegung: Bundesländer lassen immer häufiger Machbarkeitsstudien zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken erstellen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Allianz pro Schiene haben sich diese Studien genauer angesehen.
Die Studien werden mittlerweile in allen Teilen Deutschlands in Auftrag gegeben. Und ganz überwiegend kommen sie zu einem positiven Ergebnis, heißt es bei den Verbänden. Bei der Zahl der beauftragten Studien gibt es zwar große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Insgesamt zeige das stark gewachsene Interesse jedoch, dass die Reaktivierung von Schienenstrecken großes Potenzial hat, das ÖPNV-Angebot auch in der Fläche zu verbessern.
Spitzenreiter bei den bereits abgeschlossenen Machbarkeitsstudien mit positivem Ergebnis sind Baden-Württemberg (22) und Nordrhein-Westfalen (16). Hinten liegen bei den Flächenländern Sachsen-Anhalt, Thüringen und das Saarland mit jeweils nur einer positiv abgeschlossenen Machbarkeitsstudie. Immerhin seien aber in allen genannten Ländern mehrere Machbarkeitsstudien in Arbeit, deren Ergebnisse noch ausstehen.
Dirk Flege, Geschäftsführer von Allianz pro Schiene, erklärt dazu: „Beim Spitzenreiter Baden-Württemberg gibt es strukturelle Anreize, die Machbarkeitsstudien begünstigen. Während anderswo Kommunen ihre Studien selbst finanzieren müssen, gibt es in Baden-Württemberg dafür finanzielle und organisatorische Unterstützung vom Land. Auch andere Bundesländer sollten solche Anreize schaffen, um Streckenreaktivierungen weiter zu fördern.“
Insgesamt habe sich bei der Unterstützung von Reaktivierungen schon viel getan, sagten beide Verbände. Der Bund fördert die Reaktivierung stillgelegter Strecken über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz mit 90 Prozent der Kosten. Dies gilt allerdings nur für die Reaktivierung von Schienenwegen für den Personenverkehr. Martin Henke, in der VDV-Geschäftsführung für den Eisenbahnverkehr, verantwortlich, forderte daher, künftig auch den Güterverkehr stärker zu berücksichtigen. (wa)