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Gemeinsamer Glasfaserausbau von EWE und Telekom bewilligt, aber...

Beim Glasfaser-Internetausbau dürfen die Deutsche Telekom und der norddeutsche Regionalanbieter EWE künftig Hand in Hand gehen. Einerseits entstehen so im Norden 300.000 neue Glasfaseranschlüsse. Andererseits erntet das Bündnis Kritik.
05.12.2019

Grünes Licht vom Kartellamt: EWE und die Telekom dürfen künftig zusammen Glasfaserkabel verlegen. Den einen freut es, der andere betrachtet es sehr kritisch.

Beim Glasfaser-Internetausbau arbeiten die Deutsche Telekom und der norddeutsche Regionalanbieter EWE künftig zusammen – unter dem Namen Glasfaser Nordwest. Nachdem die Unternehmen Zusagen gemacht hatten und künftig beispielsweise Wettbewerber auf ihre Leitungen lassen, gab das Bundeskartellamt am Mittwoch grünes Licht für einen gemeinsamen Ausbau.

Branchenkenner äußerten sich verhalten. "Es ist gut, dass in dieser Region künftig mehr Glasfaser gebaut wird", sagte Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen. Da die Datenmassen in die Höhe schnellten, sei Glasfaser perspektivisch unverzichtbar. Keine gute Nachricht für den Verbraucher sei, dass sich die beiden größten Marktteilnehmer in der Region künftig weniger Wettbewerb machen werden. Die Auflagen bewertete er als "Selbstverständlichkeiten".

Ein neues Monopol in Deutschland?

Wettbewerber Vodafone reagierte mit deutlicher Kritik. Die Telekom und EWE planten "nichts Geringeres als ein neues Monopol in Norddeutschland", sagte ein Firmensprecher. Vodafone argwöhnt, dass das neue Gemeinschaftsunternehmen besonders dort Glasfaser-Leitungen verlegen werde, wo bereits TV-Kabel liegen und somit schon ein Gigabit-Downloadspeed möglich sei. Der Sprecher befürchtet, dass der Wettbewerb ausgebremst werde.

Auch der Branchenverband VATM meldete sich zu Wort, bei dem sowohl der Oldenburger Konzern EWE als auch Vodafone Mitglied sind. Das Bundeskartellamt habe sich "redlich Mühe gegeben, eine ausgewogene Entscheidung zu treffen", sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. "Mit neuen Ideen schlägt das Bundeskartellamt nun neue Pfade ein, die bislang weder vom deutschen Regulierer genutzt worden sind noch von der EU vorgesehen sind."

300.000 Glasfaseranschlüsse und diskriminierungsfrei

Es geht um das Marktgebiet der EWE, also vor allem um Niedersachsen. Hier ist es das Gebiet nördlich einer Linie von Osnabrück bis vor die Tore Hamburgs. Hinzu kommen Bremen und in Nordrhein-Westfalen das nördliche Münsterland sowie Ostwestfalen-Lippe und Bielefeld. Allerdings mussten die Telekom und EWE umfassende Zugeständnisse machen. So haben sie sich laut Kartellamt verpflichtet, andere Internetanbieter "diskriminierungsfrei" auf ihr Netz zu lassen. Konkurrenten könnten also Verträge verkaufen, ohne in der Region selbst Leitungen zu haben.

Außerdem müssen die beiden Firmen weiterhin unabhängig voneinander an Ausschreibungen teilnehmen, wo der Staat mangels Wirtschaftlichkeit den Ausbau fördert – also auf dem Land. Zudem müssen die Partner in den nächsten vier Jahren 300.000 Anschlüsse neu mit Glasfaser versorgen. Damit werde in dem Gebiet "deutlich mehr ausgebaut als ursprünglich im Rahmen der Kooperation geplant und als bei einem unabhängigen Ausbau der Unternehmen zu erwarten wäre", heißt es vom Kartellamt. (ab/dpa)