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Unternehmenskooperation bringt erste BO4E-Softwarelösung auf den Markt

Sprung in die Praxis: ene’t, EVE und Preisenergie haben gemeinsam ein Produkt zum Thema „Bestandskundenpricing“ entwickelt. Es vereinfache Kalkulationen, soll Adaptionen beschleunigen und stehe kurz vor der Einführung bei zwei Energieversorgern.
14.06.2023

Nach Jahren der Definitions- und Testphase gehen die „Business Objects for Energy“ (BO4E) jetzt in die Praxis. Drei Energiedienstleister haben sich zusammengeschlossen und eine Softwarelösung auf den Markt gebracht, deren Datentransfers auf dem offenen Standard der Geschäftsobjekte für die Energiewirtschaft beruhen.

„Wir sind froh und auch bisschen stolz, ausgewiesene Experten in ihren jeweiligen Sparten für unser Praxisprojekt gewonnen zu haben“, sagt Peter Martin Schroer, der Vorsitzende der gemeinnützigen Interessengemeinschaft Geschäftsobjekte Energiewirtschaft aus Hückelhoven.

Das Produkt soll es Energieversorgern sehr viel leichter machen, auf die digitalen Anforderungen im entsprechenden Fachgebiet zu reagieren.
 

 

Preise kalkulieren und schnellstmöglich adaptieren

Konkret geht es um eine neue Lösung für das „Bestandskundenpricing“, entwickelt von der ene’t GmbH, Hückelhoven, der EVE Consulting und Beteiligungsgesellschaft mbH, Hamburg, und der Preisenergie GmbH, München.

Hintergrund ist die Herausforderung eines jeden Energieversorgers, in Zeiten der Energiewende sowie geopolitischer Verwerfungen – wie zum Beispiel als Folge des Ukraine-Krieges – auskömmliche Preise für Strom und Gas nicht nur zu kalkulieren. Es geht vor allem auch darum, diese Preise an neue Gegebenheiten schnellstmöglich anzupassen.

„Horcht man in den Markt hinein“, sagt Roland Hambach, Geschäftsführer von ene’t, „nehmen Preisänderungen teilweise Monate in Anspruch. In dem Moment, in dem sie beim Kunden ankommen, sind sie schon veraltet.“ Das neue Tool verkürzt diese Zeit erheblich, so Hambach weiter: „Das schlägt insbesondere bei unkalkulierbaren Ereignissen zu Buche, die den gesamten Energiemarkt von heute auf morgen durcheinanderwirbeln können.“

Ganzheitliches Softwarepaket

Die digitale Struktur für dieses beschleunigte Bestandskundenpricing haben ene’t, EVE und Preisenergie in Form eines ganzheitlichen Softwarepakets ins Leben gerufen. Und die ersten Kunden kündigen sich bereits an.

„Auf der E-World im Mai haben wir Auftragsverhandlungen mit einem Energieversorger aus dem Rheinland sowie mit einem weiteren EVU aus dem Ruhrgebiet geführt“, freut sich Jörg Heitmann, Geschäftsführer von EVE, und fährt fort: „Dort werden wir unsere neue Lösung einführen, sobald alle Modalitäten geklärt sind.“

ene’t stellt dazu die Bausteine zur Ermittlung der Netznutzungsentgelte, Messkosten, Umlagen und Abgaben sowie die Kalkulationsplattform und Process Engine „ene’t-Navigator“ bereit. EVE bringt sein Customer-Relationship-Management-System „xRM@EVU“ in das Projekt ein und Preisenergie seine Pricing-Software für den Energievertrieb.

Komplettlösung

„Jedes an der Lösung beteiligte Unternehmen gibt sein Bestes“, unterstreicht Schroer, „in Form von Know-how und fachspezifischen Produkten, die für sich gesehen autark sind und seit Jahren auf dem Energiemarkt erfolgreich eingesetzt werden.“ Neu ist die Kombination dieser drei, die eine prozesssichere und transparente Komplettlösung repräsentiert – so wie sie ein EVU in seinem Unternehmen direkt nutzen kann, obwohl die Bestandteile des Pakets von verschiedenen Herstellern stammen.

Anspruch reibungsloser Interaktion

„Dies ist der zentrale Anspruch der BO4E“, hebt Schroer hervor, „Software-Applikationen unterschiedlicher Herkunft miteinander zu verbinden und deren reibungslose Interaktion über eine Standardschnittstelle sicherzustellen.“ A

lle Komponenten – die ene’t-Funktionen sowie -Plattform, das EVE-CRM und das Pricing-Tool von Preisenergie – sind BO4E-konform, das heißt, sie können aneinander andocken, ohne dass dazu individuelle Schnittstellen nötig wären. „Das Ergebnis ist mehr als die Summe seiner Teile“, betont Schroer, „es ist ein einzigartiges Produkt, das in seiner Ausführung erst der Anfang einer ganzen Reihe neuer Produktkompositionen ist.“

Einzige Voraussetzung: Kompatibilität gemäß BO4E

„Die Zusammenarbeit von ene’t, EVE und Preisenergie hat mühelos funktioniert und so liegt nahe, dass auch viele andere Softwareanbieter auf dem Energiemarkt Kooperationen starten, die innovative IT-Lösungen für EVU hervorbringen“, so Schroer.

Die einzige Voraussetzung ist die Kompatibilität gemäß BO4E. „Ein einfacher Einstieg“, schließt der Vereinsvorsitzende, „und so hoffen wir, dass sich immer mehr Unternehmen unserem Standard anschließen werden.“ (sg)