Gas

Hochschule Hof: Regionaler Wasserstoff aus Biomasse

Dezentrale Erzeugung in den Regionen: Eine schlüsselfertige Komplettlösung für die Biogasreformierung soll den Betreibern der Anlagen neue Vermarktungschancen eröffnen.
19.01.2021

Eine schlüsselfertige Anlage zur Dampfreformierung von Biogas

An der Hochschule Hof will eine Unternehmensgründung wichtige Lösungen für die Energiewende liefern: Die BtX energy GmbH bietet unterschiedliche Verfahren, um aus Biomasse hochwertigen Wasserstoff herzustellen. Neben dem Vertrieb schlüsselfertiger Anlagen zur Dampfreformierung von Biogas möchte die junge Firma zunächst für die Region Hof ein Gesamtkonzept zur regionalen Erzeugung und Nutzung von grünem Wasserstoff erstellen, wie aus einer Mitteilung der Hochschule hervorgeht.

Firmengründer und Geschäftsführer Andy Grandel ist gelernter Maschinenbauer und Leitender Ingenieur am Institut für Wasser- und Energiemanagement der Hochschule Hof (iwe). Der 30-Jährige, der vor kurzem seine Doktorarbeit fertigstellte, beschäftigt sich in seiner Forschung seit 2016 mit der Frage, wie aus Biomasse saubere Energie und Wärme gewonnen werden kann. Mit seinem Team will er Betreibern von Biogasanlagen dabei helfen, in die Wasserstoffproduktion einzusteigen. „Während sich die meisten Akteure im Energiemarkt auf die Elektrolyse aus dem regenerativem Überschussstrom konzentrieren, werden durch die neue Technik schlüsselfertige Anlagen zur Dampfreformierung von Biogas möglich. Dies kann für die kriselnde Biogasbranche von enormem Nutzen sein“, lässt sich Prof. Tobias Plessing von der Hochschule Hof in der Mitteilung zitieren. Er ist an dem jungen Unternehmen beteiligt.

Wirtschaftlichkeit im Blick

Die schlüsselfertige Komplettlösung für die Biogasreformierung soll nun den Markt revolutionieren – in Form einer unauffälligen und platzsparenden Containerlösung. „Die Produktionskosten je Kilogramm Wasserstoff können dabei sogar deutlich niedriger ausfallen als bei der Elektrolyse“, so die Hoffnung des Jungunternehmers. Durch die dezentrale Erzeugung würde zudem der aufwändige und energieintensive Straßentransport des Wasserstoffs minimiert oder bestenfalls ganz vermieden, was sich ebenfalls positiv auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage und die Gesamtenergiebilanz des Vorhabens auswirkt.

Neben Produktion und Vertrieb der Anlagen möchte die neugegründete Firma auch die zukünftigen Betreiber dazu befähigen, den Wasserstoff auf den Märkten abzusetzen. Betreiber von Biogasanlagen seien schließlich meist in der Landwirtschaft verankert und daher keine klassischen Energiehändler. „Sicherzustellen, dass die Anlage genug Gewinn abwirft, ist unbedingt notwendig“, so Geschäftsführer Andy Gradel.

Ländliche Regionen voranbringen

Ziel der Forscher und Unternehmer ist darüber hinaus, anhand der Region Hof gemeinsam mit den regionalen Playern ein Beispielkonzept für die Erzeugung und die Nutzung grünen Wasserstoffs aufzulegen, das anschließend national oder gar international adaptiert werden kann. „Die Region ist wie die meisten bayerischen Regionen in Summe ländlich und landwirtschaftlich geprägt und gleichzeitig dicht mit Unternehmen im Bereich der Logistik besiedelt. Dies ist eine ideale Voraussetzung, um beispielhaft eine gesamte regionale Wertschöpfung von Wasserstoff aus Biomasse zu skizzieren und voranzutreiben. Wir sind dazu aktuell auf der Suche nach Partnern aus Politik und von kommunaler Seite. Unser klares Ziel ist es, dies vor Ort umzusetzen und so auch die Mobilitätswende in der Region Hof voranzubringen“, so Gradel. Die erste Anlage zur Demonstration der Funktionsweise und Wirtschaftlichkeit ist für dieses Vorhaben bereits im Bau. (amo)