Gas

Lies wirbt für LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Obwohl der schleswig-holsteinische Hafen Brunsbüttel bereits als möglicher Standort eines LNG-Terminals auserkoren ist, lässt das Land Niedersachsen und Wilhelmshaven nicht nach, auf die Eignung des eigenen Hafens hinzuweisen. Brunsbüttel baut derzeit die Erfahrung bei der LNG-Bebunkerung weiter aus.
15.02.2018

Fünf große Lastwagen betanken ("bebunkern") im Hafen von Brunsbüttel einen 116 Meter langen Saugbagger mit LNG.

Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies bat den Präsidenten der Bundesnetzagentur (BNetzA), Jochen Homann, um Unterstützung für ein LNG (Liquefied Natural Gas)-Terminal in Wilhelmshaven. "Deutschland darf sich nicht noch stärker von russischem Gas abhängig machen. Wir sollten die Möglichkeit schaffen, auch in Deutschland flüssiges Erdgas (LNG) zu importieren," so der Minister in einer Pressemitteilung.

Wilhelmshaven eigne sich besonders als Standort, weil hier das Terminal auf kurzem Weg an das Erdgasfernleitungsnetz und die Untergrundspeicher angeschlossen werden kann. Auch ist der Hafen für LNG-Tanker jeder Größe erreichbar. Zudem könnte hier flüssiges LNG für die Schifffahrt bereitgestellt werden. Ferner setzt sich Lies für ein nationales Förderprogramm für LNG ein. Gas sei eine Brückentechnologie, mit der der Treibhausgasausstoß gesenkt werde. "Es liegt im strategischen Interesse Deutschlands und der EU, LNG-Terminals zu haben, auch wenn sie derzeit nicht wirtschaftlich sein sollten. Hier ist der Bund gefordert, die nötige Unterstützung zu geben", erläuterte der Minister.

Lies kündigt Gespräche mit Investoren an

Lies kündigte an, dass er Gespräche mit potentiellen Betreibern und Investoren führen werde, um die Realisierung voranzutreiben. Wenn es gelänge, Investoren zu gewinnen, werde das LNG-Terminal auch im Netzentwicklungsplan 2020  berücksichtigt werden.

Derweilen werden die Pläne für ein mögliches LNG-Terminal in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) immer konkreter. Hier begannen das potenzielle Betreibertrio aus Gasunie, Oiltanking und Vopak die Gespräche mit potenziellen Kunden ("Open Season"). Die Unternehmen werden bis März 2019 entscheiden, ob sie rund 400 Mio. Euro für ein LNG-Terminal in Brunsbüttel investieren.

Brunsbüttel bebunkert erstmals Schiff mit 85 Tonnen LNG

Der Elbe-Hafen Brunsbüttel erhöht derzeit die Schlagzahl: Diese Woche wurde erstmals eine Schiffsbetankung ("Bebunkerung") in der Größenordnung von 85 Tonnen LNG vollzogen. Dies stelle einen neuen Rekord in Deutschland dar, erklärte die Betreibergesellschaft Schramm Group in einer Pressemitteilung. Insgesamt fünf große Lastwagen brachten das flüssige Erdgas in den Brunsbüttel ports. Bei der "Truck-to-Ship-Bebunkerung" wurde der Hopperbagger "Scheldt River“ betankt. Weitere LNG-Bunkervorgänge der Scheldt River im Elbehafen seien geplant.

Die Experten nutzten bei der Betankung ein bereits mehrfach erfolgreich eingesetztes Verfahren, bei dem die Betankung eines Schiffes parallel aus zwei LNG-Tankwagen erfolgt und der Betankungsvorgang so erheblich beschleunigt wird, erklärte das Unternehmen.

Ende des Jahres kommt LNG-Bebunkerungsschiff

Mahinde Abeynaike, Geschäftsführer des ausführenden Unternehmens Nauticor: „Wir zeigen, dass die Versorgung von größeren Schiffen mit LNG in Deutschland bereits heute Realität ist. Ab Ende dieses Jahres werden wir unser neues LNG-Betankungsschiff, das noch deutlich schnellere und umfangreichere Betankungen ermöglicht, nutzen können.“ Der Hopperbagger "Scheldt River" führt derzeit Arbeiten auf der Unterelbe zwischen Cuxhaven und Wedel durch. Weitere LNG-Bebunkerungen des Schiffes im Brunsbütteler Elbehafen sind daher geplant.

Niedersachsen wirbt immer wieder für den Hafen Wilhelmshaven als Standort eines LNG-Terminals. 2008 hatte der Konzern Eon erstmals Pläne, in Wilhelmshaven eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen, verwarf die Idee aber wieder nach der Kalkulation. (al)