Gas

Nordseehäfen: Politisches Tauziehen um LNG-Import

LNG ist ein umweltfreundlicherer Antrieb für Schiffe als Schweröl. Die Frage, im welchem Hafen der begehrte Rohstoff geleichtert werden soll, ist hochpolitisch. Nun meldet Stade Ansprüche an.
31.05.2018

Viele Ventile, viele Rohre, viele Tanks: am Rostocker Hafen entsteht ein neues LNG-Terminal

Der Chemiekonzern Dow hat zusammen mit der LNG Stade GmbH den Bau eines Importterminals für verflüssigtes Erdgas am Dow-Werk in Stade angekündigt. Die Hafenanlage direkt an der Elbe, wenige Kilometer vom Hamburger Hafen entfernt, soll groß dimensioniert sein: Bis zu 15 Prozent des gesamten deutschen Erdgasbedarfs sollen hier fließen. Dass die beiden Partner entschlossen sind, das Projekt zu realisieren, ergibt sich aus der Tatsache, dass die auführende Firma, die LNG Stade GmbH, eigens zu diesem Zweck gegründet worden ist.

Mit dem projektierten Terminal in Stade, das etwa 500 Mio. Euro kosten soll, werden die Karten im Rennen um die Führung im Import für deutsches Erdgas neu gemischt. Bisher hatten das in Schleswig-Holstein gelegene Brunsbüttel und das niedersächsische Wilhelmshaven Interessen angemeldet. Brunsbüttel kann auf einen Industrieparks verweisen und wollte mit der Nähe zum Hamburger Hafen punkten. Zumindest letzteres Argument ist durch das Interesse aus Stade nun obsolet.

Schwarz-Roter Zwist in Hannover?

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) ist offenbar der große Unterstützer des LNG-Exports im Hamburg direkt benachbarten Stade.

Althusmanns Vorgänger Olaf Lies (SPD) hatte sich dagegen immer für den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven ausgesprochen. Er bleibt offenbar bei seiner Meinung und führt die bessere nautische Erreichbarkeit, eine bessere Anbindung ans europäische Pipelinenetz und die unmittelbare Nähe zu großen Gaskavernenspeichern ins Feld. Lies hat seinen Landtagswahlkreis ganz in der Nähe Wilhelmshavens.

Die Frage nach dem Investor

Aus dem Wirtschaftsministerium in Hannover ist zu hören, das sich die rot-schwarze Landesregierung im Koalitionsvertrag keine standortbezogenen Festlegungen zu Import von LNG getroffen habe. Die Landesregierung sei, was den Standort des Terminals betreffe, neutral. Doch Stade hat jetzt, obwohl ganz neu im Rennen, gleich die Nase vorn. Sowohl in Stade als auch in Brunsbüttel wollen örtliche Projektgesellschaften überhaupt erst die Wirtschaftlichkeit prüfen. Und für Wilhelmshaven gibt es bislang nicht einmal einen möglichen Partner aus der Industrie. (sig)