Gas

SW Konstanz: Bau der LNG-Fähre schreitet voran

Im Herbst sollen die ersten Testfahrten beginnen. Der Oberbürgermeister von Konstanz kann sich vorstellen, die Fähre in einigen Jahren mit Biogas aus der Region zu betreiben.
12.01.2020

Die vorgefertigten Teile aus Hamburg werden in Fußach montiert: Die neue, LNG-betriebene Fähre nimmt Gestalt an.

Die Stadtwerke Konstanz bauen eine neue Bodenseefähre, die deutlich weniger Schadstoffe ausstoßen wird als vergleichbare Schiffe. Das Schiff wird mit LNG betrieben, daher fallen im Vergleich zum Schwesterschiff "Lodi" keine Rußpartikel sowie über 80 Prozent weniger Stickoxide an. Beim CO2 wurde eine Verbesserung um sechs Prozent erzielt, und das sogar unter Berücksichtigung des bei Gasmotoren üblichen Methanschlupfes. "Wir sind mit den Werten überaus zufrieden. So können wir die Verbindung zwischen Konstanz und Meersburg noch umweltfreundlicher machen", sagt Norbert Reuter, Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz.

„Wir haben uns vor vier Jahren bewusst für Gas entschieden, weil wir so die Schadstoffe deutlich reduzieren können. Wir sehen darin eine Zukunftstechnologie“, berichtete Christoph Witte, Leiter Schiffstechnik bei den Stadtwerken, weiter. Die Fähre soll die deutlich kleinere "Fontainebleau" ersetzen. Durch die höhere Ladekapazität könne man bei schwächerem Verkehrsaufkommen die Zahl der Fahrten reduzieren. Die Stadtwerke haben sich gegen eine elektrisch betriebene Fähre entschieden, da die Investitionssumme deutlich höher wäre und man immer wieder hohe Investitionskosten für den Ersatz der Akkupakete hätte .

Bio-LNG soll Klimaneutralität herstellen

Rolls-Royce in Friedrichshafen hat den MTU-Gasmotor entwickelt und erprobt die Acht-Zylinder-Variante zusammen mit den Stadtwerken Konstanz, die diesen Typ als erste einsetzen. Peter Kunz, Projektleiter bei Rolls-Royce in Friedrichshafen: "Es ist damit das erste Binnenfahrgastschiff Europas, das von schnelllaufenden reinen Gasmotoren angetrieben wird." Doch Oberbürgermeister Uli Burchardt, der Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, will technologisch noch weiter: "So streben wir an, die LNG-Fähre in wenigen Jahren nur noch mit Biogas aus der Region zu betreiben."

Der Antrieb der Fähre erfolgt mit Hilfe zweier MTU-Gasmotoren von Rolls-Royce, die ihre Leistung auf zwei Voith-Schneider Propeller übertragen. Besonders viel Aufmerksamkeit widmen die Ingenieure dem Thema Sicherheit. Die LNG-Tanks sind in einem Raum, in den man nur durch eine gasdichte Druckschleuse gelangt, und somit quasi vom restlichen Schiff hermetisch abgetrennt. Alle Leitungen sind doppelwandig mit integrierten Gasschnüfflern ausgeführt. Bei dem neuen Fährschiff wird zudem der IGF-Code komplett erfüllt.

Millionenförderung aus Berlin

Die Teile der neuen Fähre wurden in der Hamburger Werft Pella Sietas gefertigt und danach in die Werft in Fußach transportiert. Dort wird die Fähre nun zusammengebaut. Der Innenausbau wird dann im Fährhafen in Konstanz-Staad erfolgen. Ab Herbst 2020 beginnen die Testfahrten. Rein äußerlich wird sich die rund 18 Millionen Euro teure Fähre an der bereits auf der Linie fahrenden "Lodi" orientieren. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fördert die technologiebedingten Mehrkosten für den umweltfreundlichen Gas-Antrieb mit über einer Million Euro. (sig)