Strom

Eignen sich Weinberge im Südwesten für Photovoltaik?

Hektarweise liegen Weinbauflächen in Baden-Württemberg brach. Ein Förderprojekt der Badenova zur Nutzung von Solarenergie ist gestartet. Auch die FDP-Fraktion im Landtag hat sich Gedanken gemacht – und nun eine Antwort der Landesregierung bekommen.
15.07.2021

Der Kommunalversorger Badenova prüft derzeit, ob sich Solaranlagen auf brachliegenden Weinbergen errichten lassen. (Symbolbild)

Beim Ausbau der erneuerbaren Energien scheiden brachliegende Weinberge nach Einschätzung des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums als Standorte für Photovoltaik-Anlagen weitgehend aus. Vor allem höhere Kosten und Naturschutzauflagen führt Minister Peter Hauk (CDU) in einer Antwort auf einen Antrag des FDP-Landtagsabgeordneten Daniel Karrais an.

Jedoch fehlten konkrete Daten. Gemäß der Bedenken plane die Landesregierung keine Förderung zum Bau von Photovoltaikanlagen in aufgelassenen Weinbergen.

Nachholbedarf bei Photovoltaik

Aus Karrais' Sicht ist das ein Fehler: "Die Landesregierung sollte, wenn sie die Solarenergie in Baden-Württemberg ernsthaft voranbringen will, auch bisher unerforschte Potenziale berücksichtigen", sagte er. So könnten unwirtschaftlich gewordene Anbauflächen genutzt werden. Brach liegen nach Daten aus Baden und Württemberg Hunderte Hektar ehemalige Rebfläche.

"Alle Möglichkeiten, mit geringem Aufwand und Einfluss auf die Natur Solarenergie zu gewinnen, sollten in Betracht gezogen werden", sagte Karrais. Baden-Württemberg liege verglichen mit strukturell ähnlichen Ländern hinten. Zumindest bei der Photovoltaik ließe sich so mit anderen Bundesländern gleichziehen.

Steiles Gelände

Hauk räumt in der Antwort ein, bei Photovoltaikanlagen in Steillagen könnten sich aufgrund des geneigten Winkels der Fläche in Kombination mit der für Weinberge üblichen Ausrichtung nach Süden Vorteile ergeben. "Gegenüber Anlagen, welche auf ebenen Flächen aufgestellt werden, können die Modulreihen mit geringerem Abstand hintereinander platziert werden." Dadurch könne der Ertrag steigen.

Jedoch würden aufgelassene Weinberge häufig in sehr steilem Gelände liegen, was die Installation von Photovoltaikanlagen und der weiteren Infrastruktur wie Stromleitungen erschwere und teuer machen würde. "Auch die Pflege der Fläche unter den Modulen durch Beweiden, Mähen oder Mulchen in diesem Gelände wäre aufwendig und teuer."

580 Euro je kWh

Die Installationskosten für Freiflächen-Photovoltaikanlagen wurden in einer Studie auf durchschnittlich 580 Euro je Kilowattstunde installierter Leistung geschätzt. Weil etwa Steil- und Terrassenlagen schwerer zugänglich sind, müsse hier von höheren Kosten ausgegangen werden.

Auch die Wartung der Module am Hang werde in der Regel mit mehr Aufwand und somit höheren Kosten verbunden sein. Durch die parallele Aufstellung der Module zur Fläche könnte zudem die Lüftung von hinten behindert werden, was wiederum die Leistung senken kann.

Ökologische Bedenken

Aus ökologischer Sicht sollte in der Regel auf die Installation von Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf aufgelassenen Weinbergen verzichtet werden, argumentiert Hauk. So können in ausgewiesenen Naturschutzgebieten keine Photovoltaikanlagen gebaut werden. Bei Flächen, die als Naturdenkmale oder Biotope unter Schutz stehen, sei das nur in Ausnahmen möglich.

Der Landesregierung seien keine geplanten oder realisierten Photovoltaik-Freiflächenanlagen in aufgelassenen Weinbergen bekannt. Ein Förderprojekt der Badenova zur technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit in Riegel am Kaiserstuhl (Landkreis Emmendingen) wird gerade vorbereitet.

Förderprojekt der Badenova

In der Machbarkeitsstudie soll geprüft werden, ob Photovoltaik am Weinberg eine Lösung im Konflikt um die Flächennutzung zwischen Landwirtschaft und emissionsarmer Energiegewinnung und Schutz für Reben vor Wettereinflüssen sein kann.

Denn nicht zuletzt könnten Trockenperioden, verstärkte Sonneneinstrahlung, Spätfröste und Hagel die Weinpflanzen und die Weinqualität negativ beeinflussen. (dpa/jk)