Strom

Erster Teil der Mittelachse steht

Schleswig-Holstein mit seinen vielen Windparks hat ein neues „Backbone“ zur Ableitung des Stroms bekommen. Der erste Teil der wichtigen 380-kV-Leitung ist in Betrieb.
24.01.2018

Tennet-Vorstand Lex Hartman (l.) und der schleswig-holsteinische Energiewendeminister Robert Habeck haben den ersten Bauabschnitt der Mittelachse im nördlichsten Bundesland in Betrieb genommen.

Mit einem symbolischen Knopfdruck haben am Dienstag Robert Habeck, Schleswig-Holsteins Energiewendeminister, und Lex Hartman, Mitglied der Tennet-Geschäftsführung, den ersten Bauabschnitt der sogenannten Mittelachse in Betrieb genommen. Dieser 70 Kilometer lange Bauabschnitt der neuen 380-kV-Leitung verbindet die Umspannwerke Hamburg/Nord und Audorf/Süd, teilte Tennet per Pressemitteilung mit. Das dort bestehende Hochspannungsnetz ist durch den Zubau an Einspeiseanlagen schon seit Längerem an der Belastungsgrenze angelangt. Daher ist der Neubau der 380-kV-Leitung entlang der Mittelachse dringend notwendig und von entscheidender Bedeutung für die zukünftige Netzstruktur, erläuterte Tennet. Die Gesamtfertigstellung der Mittelachse ist für das Jahr 2020 geplant. 

„Wir haben heute einen wichtigen Schritt gemacht auf dem Weg, das Energiewendenetz zu bauen“, sagte Lex Hartman. Schließlich benötige man zwingend den kontinuierlichen Fortschritt bei den vom Gesetzgeber bereits beschlossenen Netzausbauprojekten. Bereits dieser erste Bauabschnitt der Mittelachse habe während seiner gestuften technischen Inbetriebnahme seit Ende Dezember eine deutliche Reduzierung der netzstabilisierenden Maßnahmen und Eingriffe in die konventionelle Energieerzeugung in Schleswig-Holstein bewirkt. „Aber erst, wenn das Energiewendenetz umgesetzt ist, wird sich die Lage auch überregional entspannen“, erklärte Hartman.

Parallelausbau zur Autobahn

Eine besondere Herausforderung beim ersten Abschnitt bestand im Parallelausbau der Autobahn 7, an der die Freileitungsstrecke zum größten Teil entlangläuft. Siebenmal quert die Leitung die A7, um besonders auch Umsetzungen aus dem Planungsdialog und umweltfachliche Kriterien an dieser Stelle zu berücksichtigen.

In der südwestlichen Verlängerung der Mittelachse von Hamburg/Nord nach Dollern (Kreis Stade/Niedersachsen) ist zusätzlich das Umspannwerk Kummerfeld (Kreis Pinneberg/Schleswig-Holstein) nach seinem Erweiterungsausbau pünktlich in Betrieb genommen worden, führte Tennet weiter aus. Die Kapazitätsvergrößerung des Umspannwerks Kummerfeld werde für den weiteren Ausbau der Leitung Hamburg/Nord–Dollern benötigt, um den Windstrom aus dem Norden in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands zu transportieren.

Drei Jahre Bauzeit

Die Bauzeit des nun in Betrieb genommenen Leitungsabschnitts, der siebenmal mehr Stromübertragungskapazität als die 220-kV-Bestandsleitung bietet, betrug knapp drei Jahre. Voraussichtlich Ende März beginnt der Rückbau der bisher genutzten 220-kV-Leitung. Sie wird bis Ende 2018 vollständig zurückgebaut. Mit der neuen Freileitung geht gleichzeitig auch der erste Betriebsabschnitt des 380-kV-Ersatz- und Erweiterungsneubaus im Umspannwerk Audorf/Süd in Betrieb. Dieses Umspannwerk ist einer der zentralen Netzknoten in Schleswig-Holstein und wird Anfang 2019 komplett fertiggestellt sein.

Mit dem Bau des zweiten, ebenfalls 70 Kilometer langen Abschnitts zwischen Audorf und Flensburg wird der Übertragungsnetzbetreiber Tennet noch in diesem Frühjahr beginnen. Die Vorschlagstrasse für den dritten, etwa zehn Kilometer langen Abschnitt der Mittelachse von Flensburg bis Dänemark, ist der Öffentlichkeit am 17. Januar vorgestellt worden. (al)