Strom

"Mittelachse" in Betrieb

Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat die beiden nördlichen Abschnitte der Stromleitung Mittelachse zwischen Audorf und der Grenze zu Dänemark am Laufen. Die Leitung verspricht mehr Versorgungssicherheit für beide Länder.
21.10.2020

Übertragungsnetzbetreiber Tennet hat heute die beiden nördlichen Abschnitte der Stromleitung Mittelachse zwischen Audorf und der Grenze zu Dänemark in Betrieb genommen. Mit einem symbolischen Knopfdruck im Umspannwerk Handewitt (bei Flensburg) schalteten Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Jan Philipp Albrecht, Energiewendeminister Schleswig-Holsteins, Henrik Riis, CEO von Energinet-Eltransmission (DK) und TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens die Leitung ins Netz.

„Mit den 82 Kilometern von Audorf bis zur dänischen Grenze komplettieren wir die wichtige Mittelachse im Energiewendeland Schleswig-Holstein zum Transport von Strom aus regenerativen Quellen zwischen der Elbe und Dänemark“, sagte Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens, „die Verstärkung von 220 kV auf 380 kV führt dazu, dass wir mit dieser Leitung jetzt das Siebenfache an grünem Strom für Norddeutschland, Dänemark und Europa transportieren können im Vergleich zu früher.“

Grenzüberschreitender Stromhandel
 
Und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Thomas Bareiß fügte bei der symbolischen Inbetriebnahme hinzu: „Der grenzüberschreitende Stromhandel ist eine gute Möglichkeit, den Strommarkt auszubauen, Wettbewerb zu ermöglichen und Strompreise zu senken. Mit der Inbetriebnahme des EnLAG-Vorhabens Nr. 1 werden sowohl der Abtransport des Windstroms aus Schleswig-Holstein als auch die Übertragungskapazität zwischen Deutschland und Dänemark gesteigert. Die Inbetriebnahme dieses Vorhabens leistet deswegen einen sehr  wichtigen Beitrag nicht nur zur deutsch-dänischen Zusammenarbeit, sondern vor allem auch  zur Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähigen Energieversorgung.“

Netzausbau kommt voran

Beim Netzausbau in Schleswig-Holstein hat der ÜNB nach eigenen Angaben seit gut einem Jahr gleich mehrere große und erfolgreiche Schritte gemacht: Im vergangenen Herbst wurde der zweite Bauabschnitt der Westküstenleitung in Betrieb genommen, die Abschnitte drei und vier sind in Bau und kommen gut voran, die Korridorfindung im fünften Abschnitt wurde im Sommer in einer digitalen Ergebniskonferenz mit Blick auf das anstehende Planfeststellungsverfahren mit der Öffentlichkeit diskutiert, vor drei Wochen ist das Umspannwerk Wilster/West in Betrieb genommen worden und bei NordLink steht die Inbetriebnahme mit Aufnahme des Probebetriebs im Dezember kurz bevor.

„In Schleswig-Holstein hat die Energiewende fast überall Rückenwind“, so Tim Meyerjürgens, „und damit das so bleibt, ist uns bei TenneT die Akzeptanz für die Projekte bei den Bürgerinnen und Bürgern ein sehr wichtiges Anliegen – genauso wichtig wie die weitere Unterstützung der Politik beim Bund, in den Ländern und in den Kommunen. Nur so können wir die notwendigen Netzausbauprojekte gemeinsam und zeitgerecht umsetzen“, so Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens.
 
Hintergrund

Beginn des ersten Planfeststellungsverfahrens für den Abschnitt Hamburg/Nord bis Audorf war im Jahr 2013. Der Baustart erfolgte Im Jahr 2015. Seither wurden 388 neue Masten auf 152 Kilometern Länge zwischen  Hamburg/Nord und der Grenze zu Dänemark inklusive der erforderlichen Umspannwerke Audorf/Süd, Schuby/West und Handewitt errichtet. Die verbleibenden 30 Kilometer von der Bundesgrenze bis nach Kassø (Dänemark) wurden vom dänischen Netzbetreiber Energinet geplant und umgesetzt.
 
Die Mittelachse besteht aus mehreren Abschnitten: Die beiden nördlichen Abschnitte von Audorf bis Flensburg (Handewitt) und von dort bis zur dänischen Grenze umfassen 82 Kilometer Länge. Den südlichen Abschnitt der Mittelachse von Hamburg/Nord bis Audorf mit 70 Kilometer Länge hatte TenneT Anfang 2018 in Betrieb genommen. Im Herbst 2019 erfolgte nach Fertigstellung des Ersatzneubaus mehrerer Leitungsabschnitte zwischen Hamburg/Nord und Dollern in Niedersachsen, einschließlich der Verstärkung der Elbekreuzung 2, die Inbetriebnahme in diesem Bereich.

Mehr Versorgungssicherheit für beide Länder
 
Mit der Modernisierung wurde die Mittelachse in allen Abschnitten auf die neuen Ansprüche für die Energiewende hin ertüchtigt. Sie hilft, Netzengpässe in Schleswig-Holstein zu beseitigen. Die neue Leitung ersetzt insgesamt die bisherige 220-kV-Höchstspannungsleitung zwischen Kassø in  Dänemark und Dollern in Niedersachsen aus den 1960er Jahren, welche zurückgebaut wird bzw. bereits weitgehend zurückgebaut ist.
 
Der Energieaustausch über die dänische Grenze hinweg wird die Versorgungssicherheit sowohl für das deutsche als auch für das dänische Stromnetz erhöhen und den Austausch erneuerbarer Energien zwischen den beiden Ländern ermöglichen.