Neues Power-to-Gas-Leuchtturmprojekt am Hochrhein
Wasserstoff aus Ökostrom kann die Mobilität klimafreundlicher machen. Er ist derzeit aber noch zu teuer. Eine Power-to-Gas-Anlage in MW-Größe im süddeutschen Grenzach-Wyhlen soll nun den Weg ebnen, um die Kosten deutlich zu senken. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) koordiniert die Anlage, die der Energiedienst AG gehört.
Eine höhere Wirtschaftlichkeit wird angestrebt durch drei Faktoren: Die Anlage bezieht den Ökostrom ohne Umweg über das Stromnetz direkt aus dem nur wenige Meter entfernten Laufwasserkraftwerk Wyhlen. Somit entfallen Netzentgelte und die EEG-Umlage. Da die Wasserkraft eine stetige erneuerbare Energiequelle ist, die bei jedem Wetter Energie liefert, lassen sich zudem die Volllaststunden im Vergleich zu Power-to-Gas-Anlagen, die auf Wind- oder Sonnenenergie basieren, erhöhen.
Neue Komponenten werden erprobt
Zusätzlich erprobt das ZSW in einer angeschlossenen Forschungsanlage neue Komponenten, um den Wasserstoffpreis weiter zu senken. Zum Einsatz kommen etwa effizientere Katalysatoren und günstigere Elektroden. Die Elektrolyse zur Umwandlung des erneuerbaren Stroms macht mit rund 40 Prozent den größten Kostenanteil aus. Entsprechend hoch ist hier das Einsparpotenzial. Langfristiges Ziel der Forscher und Ingenieure ist es, die heutigen Produktionskosten in etwa zu halbieren.
Die Power-to-Gas-Anlage der Energiedienst AG besitzt eine elektrische Anschlussleistung von einem MW. Pro Tag kann sie rund 500 Kilogramm Wasserstoff erzeugen. Genug für eine durchschnittliche Tagesfahrleistung von mehr als 1000 Brennstoffzellen-Fahrzeugen. In der angeschlossenen Forschungsanlage erproben die ZSW-Forscher effizienz- und kostenoptimierte Elektrolyseblöcke mit derzeit bis zu 300 kW Leistung, die bis 1 MW erweiterbar sind.
Wirtschaftlicher Realbetrieb ist das Ziel
Das Land Baden-Württemberg fördert das Vorhaben mit 4,5 Mio. Euro. „Mit Power-to-Gas bringen wir mehr Klimaschutz in den Mobilitätssektor und verringern den Ausstoß von Feinstaub und Stickstoffoxiden“, sagt Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. Für die Sichtbarkeit und Wirtschaftlichkeit neuer Technologien sei eine Erprobung wie in Wyhlen unverzichtbar, sagt Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. „Wir benötigen daher dringend Demonstratoren wie hier in Grenzach-Wyhlen, die Power-to-Gas aus dem Labormaßstab holen und den wirtschaftlichen Betrieb dieser Technologie zeigen.“ (sig)