Strom

Verbraucherzentrale: Viel Ärger mit Energieanbietern

Kostenfallen bei Anbieterwechseln, ungewollte Vertragsabschlüsse, teure Versicherungen für Kredite – solche Tricksereien werden für Kunden oft teuer. Viele suchen Hilfe bei der Verbraucherzentrale. Eine Bilanz der schleswig-holsteinischen Verbraucherzentrale zeigt das Ausmaß.
01.03.2019

Viele Vertriebe sind interessiert an der Unterschrift eines Kunden.

Verlockende Angebote entpuppen sich für Kunden oft als teure Alpträume. Vor Kostenfallen bei Vertragsabschlüssen in Telekommunikation, Energieversorgung und Finanzdienstleistungen hat die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein am Donnerstag in Kiel gewarnt. Sie hatte im vergangenen Jahr rund 91.000 Mal Kontakt zu Rat suchenden Verbrauchern, wie Vorstand Stefan Bock sagte. Darunter waren gut 24.000 telefonische Auskünfte und 24.200 ausführlicher vereinbarte Beratungen, davon 12.000 in den Beratungsstellen.

Energie: Ungewollt neuer Vertrag untergeschoben worden

Viele Schleswig-Holsteiner haben hier laut Verbraucherzentrale Probleme mit Anbietern. So beschwerten sich Verbraucher immer wieder, weil ihnen am Telefon oder an der Haustür ungewollt ein neuer Vertrag untergeschoben worden sei. Ein schneller, unbürokratischer Wechsel biete Vorteile, werde aber von einigen Anbietern für unseriöse Vertriebsmethoden missbraucht. Grundsätzlich sei ein Wechsel aber oft sinnvoll, zum Beispiel nach Preiserhöhungen durch den aktuellen Anbieter. Bei Senioren würden Ängste geweckt, ihre Versorgung mit Strom könnte eingestellt werden. Häufig werden Preise durch einen Bonus kleingerechnet, der dabei nicht einmal immer gewährt wird, wie Juristin Julia Buchweitz sagte.

Hoher Vertriebsdruck auch bei der Telekommunikation

Auch bei der Telekommunikation gebe es einen "hohen Vertriebsdruck", sagte Digitalexperte Tom Janneck. In einer Untersuchung habe jeder vierte Befragte angegeben, schon unbewusst einen Vertrag abgeschlossen zu haben. Die Verbraucherzentrale fordert auf Bundesebene, dass telefonisch geschlossene Verträge schriftlich bestätigt werden müssen. Verbraucher wüssten oft auch nicht, ob sie zum Beispiel in Werbeanrufe eingewilligt haben, sagte Janneck. Jeder Zweite der Befragten haben einen Vertrag mit anderen Konditionen unterzeichnet, als es angekündigt worden sei.

Die Verbraucherzentrale hat Beratungsstellen in Kiel, Lübeck, Flensburg, Heide und Norderstedt. "Die Finanzierung ist auskömmlich", sagte Vorstand Bock, nachdem der Verein in früheren Jahren Engpässe hatte. 2018 stockte das Land den Zuschuss um 200.000 Euro auf gut eine Million auf. Hinzu kommen eigene Einnahmen und Beiträge von Mitgliedern. Den bisherigen Jahresumsatz gab Bock mit 3,5 Mio. Euro an. Für 2019 hebt das Land den Zuschuss noch einmal auf 1,21 Mio. Euro an. (dpa/al)