Wärme

«Hermine» beginnt mit Bohrarbeiten für neuen Fernwärme-Elbtunnel

Hamburg will bei der Wärmeversorgung bis spätestens 2030 aus der Kohle aussteigen. Um das alte Kohle-Heizkraftwerk in Wedel durch neue Wärmequellen im Hafen zu ersetzen, müssen neue Wege gegangen werden - auch unter der Elbe. Der Startschuss dazu ist nun gefallen.
02.11.2023

"Hermines" Bohrschild: Die Tunnelbohrmaschine beginnt mit den Arbeiten für den neuen Fernwärme-Elbtunnel.

Mit der feierlichen Taufe der Tunnelbohrmaschine «Hermine» haben in Hamburg-Waltershof die Vortriebsarbeiten zum Bau des neuen Fernwärme-Elbtunnels begonnen. Die Taufpatin, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), bezeichnete den Tunnel, der ab Ende 2025 auf einer Strecke von knapp 1,2 Kilometern klimafreundliche Wärme aus dem Energiepark Hafen zum Fernwärmenetz auf der Nordseite der Elbe bringen soll, am Donnerstag als «Symbol für das wichtigste Projekt der Hamburger Wärmewende».

Die neue Wärmeleitung aus dem Süden der Stadt soll die Abschaltung des in die Jahre gekommenen Kohle-Heizkraftwerks Wedel in Schleswig-Holstein Ende 2025 möglich machen, um so künftig bis zu 360 000 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen. Hamburg will nach den Plänen des rot-grünen Senats bei der Wärme bis spätestens 2030 ganz aus der Kohle aussteigen und ab 2045 eine klimaneutrale Stadt sein. Die Wärmeversorgung ist dabei als größter CO2-Emittent ein zentraler Schlüssel.

Taufe nach Bergmannstradition

Die Taufe nach Bergmannstradition - inklusive Steigerlied - nahm St. Pauli-Kirchen-Pastor Sieghard Wilm in dem rund 26 Meter tiefen Startschacht nahe dem Lotsenhaus Seemanshöft vor. «Die meinten wohl, wer St. Pauli kann, kann auch Tunnelbohrmaschinen taufen», sagte er. «Hermine» steht für «Hamburger Energiewerke Röhre MIt Neuer Energie». Vor der Segnung der Maschine und einer Statue der Heiligen Barbara - der Schutzheiligen der Bergleute - gedachte Wilm der vier toten Arbeiter, die Anfang der Woche bei einem Unfall auf einer Baustelle in der Hafencity ums Leben gekommen waren.

Der Zielschacht für den Tunnel befindet sich auf der anderen Elbseite im Hindenburgpark in Othmarschen. Mit einem Schneidraddurchmesser von viereinhalb Metern und einem Vorschub von bis zu dreieinhalb Metern pro Stunde soll «Hermine» sich in den kommenden Monaten dorthin in einer Tiefe von rund 30 Metern unter der Elbe «durchfressen».

Viel Arbeit für "Hermine"

Die ersten Elemente der Maschine waren in den vergangenen Wochen im Startschacht montiert worden. Mit dem Vortrieb des Tunnels soll «Hermine» durch weitere Elemente auf eine Länge von 280 Metern «wachsen» und dabei abgebautes Gestein aus dem Tunnel herausbefördern und diesen zugleich mit Ringen aus Beton sichern.

«Wir nehmen weiter Geschwindigkeit auf bei der Umsetzung der Wärmewende und damit beim Kohleausstieg», sagte Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), der die Bohrarbeiten gemeinsam mit Fegebank und der Technischen Geschäftsführerin der Energiewerke Hamburg, Kirsten Fust, durch einen Druck auf einen Buzzer symbolisch startete.

Ungenutzte Wärmequellen erschließen

«Mit dem Bau der Fernwärmetrasse unter der Elbe besteht nach Fertigstellung die notwendige Verbindung zwischen den zahlreichen klimaneutralen Wärmequellen im Süden Hamburgs und dem bereits bestehenden Fernwärmenetzen, hauptsächlich nördlich der Elbe», sagte er. «Als Millionenmetropole und Industriestandort haben wir in Hamburg den Vorteil, dass noch viele und bislang ungenutzte klimaneutrale Wärmequellen im Hafengebiet schlummern», sagte Fust.

Kernstück des Energieparks ist das im Bau befindliche, hocheffiziente Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk auf der Dradenau, das bereits auf einen späteren Betrieb mit nichtfossilem Brennstoff vorbereitet wird. Dort soll die Wärme aus dem Hafen - beispielsweise aus der Müllverbrennung am Rugenberger Damm, energieintensiven Industrieunternehmen oder Klärwerksprozessen - ab 2025 zusammenlaufen, gespeichert und zur Versorgung der Stadt ergänzt werden. (dpa/amo)