Autobauer nehmen Politik in die Mangel

Beim Thema Elektromobilität verbreiten die Autohersteller Optimismus.
Bild: © Herr Loeffler/Adobe Stock
Elektroautos in Deutschland – die Bilanz des abgelaufenen Jahres erinnert ein wenig an den Propheten im eigenen Land, der bekanntlich nichts zählt. Die Nachfrage nach den Stromern ist hierzulande massiv eingebrochen, während die heimischen Autohersteller gleichzeitig Produktionsrekorde für Elektroautos melden. Das zeigte sich auch beim Jahresrückblick des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Insgesamt sparte der Verband nicht mit Kritik – im Fokus standen dabei die Bundesregierung und die Energiepreise.
2025 müsse ein Jahr des Neustarts sein, um das Jahr der Trendwende zu werden, so Verbandschefin Hildegard Müller. Es müsse das Jahr sein, das den Beginn eines zwingend notwendigen Mentalitätswandels und Politikwechsels markiert, um den Standort international wieder wettbewerbsfähig zu machen und Wachstum, Klimaschutz, Wohlstand und Arbeitsplätze zu garantieren.
Energie sei teurer als in den USA oder China
"Die Gaspreise liegen um den Faktor drei über denen in China und sogar um den Faktor fünf über denen in den USA", klagte Müller. Auch der Strompreis liege in Deutschland derzeit bis zu dreimal höher als etwa in den USA oder China. Dies sei ein massiver Wettbewerbsnachteil. Eine Reform der Netzentgelte könne dabei nur ein Anfang sein.
Für die Steigerung der Stromerzeugung brauche es – neben internationalen Energiepartnerschaften – einen Kapazitätsmarkt, der technologieoffen ausgestaltet ist und auch neuen dezentralen Flexibilitäten wie Speichern und bidirektionalen E-Fahrzeugen offen steht. Strom müsse günstiger werden – auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher. "Es muss sichergestellt sein, dass Laden billiger ist als Tanken“, forderte Müller.
Nach Ansicht des VDA werde Wasserstoff in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. "Allerdings leider nicht hierzulande, wenn nicht umgedacht wird", warnte Müller: Es helfe nicht, Transformation zu fordern und sie dann an kaum erfüllbare Bedingungen zu knüpfen. "Nirgends auf der Welt muss Wasserstoff mit so vielen Auflagen wie bei uns erzeugt werden. Die bisherige Politik verunmöglicht ihre eigenen Forderungen“, betonte Müller.
Spitze bei Belastung und Bürokratie
Im internationalen Vergleich liege Deutschland bei der Steuer- und Bürokratiebelastung an der Spitze. Deutschland sei immer nur dann auf einem Podiumsplatz, wenn es um Belastung, Regulierung und Auflagen geht. "Unsere Unternehmenssteuer ist zu hoch – egal wie die nächste Bundesregierung aussieht, hier muss sie aktiv werden", so Müller.
Optimismus herrscht beim VDA in Bezug auf die Elektromobilität. Die CO2-Flottenregulierung erfordere auch in Deutschland einen deutlichen Anstieg der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen. "Wir gehen davon aus, dass 2025 etwa 873.000 Elektro-Pkw in Deutschland neu zugelassen werden", prognostizierte VDA-Chefvolkswirt Manuel Kallweit. Das entspreche im Vergleich mit dem Vorjahr 2024 einem Absatz-Plus in Höhe von 53 Prozent. "Wir prognostizieren, dass rein-batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) um etwa 75 Prozent auf 666.000 Einheiten zulegen werden und Plug-In-Hybride (PHEV) um 8 Prozent auf 207.000 Einheiten", so Kallweit.
Eine erfreuliche Entwicklung erwartet der VDA bei der inländischen Produktion von Elektro-Pkw. "Diese dürfte 2025 weiter steigen, nachdem es hier bereits im vergangenen Jahr einen Produktionsrekord gegeben hatte", so Kallweit. Zu erwarten sei für die inländische Produktion von E-Pkw ein Plus von 24 Prozent. Insgesamt dürften damit in diesem Jahr in Deutschland 1,7 Millionen Elektro-Pkw gefertigt werden. Deutschland festige damit seine Position als weltweit zweitgrößter Produktionsstandort für E-Pkw.