E-Mobilität

Elektro-Autobauer e.Go beantragt Schutzschirmverfahren

Schon vor der Corona-Krise lief es beim Elektroauto-Bauer e.Go längst nicht so wie geplant. Nun stehen die Bänder still – und das Aachener Unternehmen braucht dringend frisches Geld.
03.04.2020

Günther Schuh ist CEO der e.GO Mobile AG.

Der bereits vor der Corona-Krise angeschlagene Elektroauto-Bauer e.Go Mobile hat ein Schutzschirmverfahren zur Rettung des Unternehmens beantragt. "Die e.Go Mobile AG stellte heute einen Antrag auf Anordnung der Eigenverwaltung beim Amtsgericht Aachen", teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit. Dieses Verfahren bewahrt in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger, ohne dass die Betriebe bereits Insolvenz anmelden müssen. Das Gericht habe dem Antrag bereits stattgegeben, hieß es vom Unternehmen. Als vorläufiger Sachwalter ist der Anwalt Paul Fink der Kanzlei FRH einberufen worden. Zuvor hatte das "Handelsblatt"berichtet.

"Investoren haben jetzt verständlicherweise andere Prioritäten"

Seit Mitte März steht die Produktion von e.Go wie bei vielen anderen Autobauern bis auf Weiteres still. Zuvor hatte das Aachener Unternehmen angekündigt, staatliche Hilfen beantragen zu wollen. Dies sei jedoch nicht möglich gewesen, da die Hausbanken bei der Finanzierung dafür Eigenanteile hätten übernehmen müssen. "Unsere überwiegend strategischen Investoren haben uns bis hierhin stark unterstützt und uns ermöglicht, als einziges Start-up in Europa einen E-Pkw in Serie auf die Straße zu bringen. Jetzt haben sie verständlicherweise andere Prioritäten", sagte e.Go-Gründer Günther Schuh, der zuvor auch den Elektrotransporter Streetscooter mit aus der Taufe gehoben hatte, dessen Aus die Post zuletzt verkündet hatte.

Schuh: "Bin einfach mal optimistisch trotz Corona"

Das Unternehmen gehe zuversichtlich in diese Phase und wolle vermeiden, Mitarbeiter zu entlassen, sagte Schuh dem "Handelsblatt". "Ich bin jetzt einfach mal optimistisch, trotz Corona." Während e.Go selbst trotz des beantragten Schutzschirmverfahrens davon spricht, die Krise überstehen und 2021 und 2022 wieder stark wachsen zu wollen, ist Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer weniger optimistisch: e.Go habe derzeit einen Marktanteil von weniger als einem Prozent im Markt für batteriebetriebene elektrische Fahrzeuge. "Wenn man ehrlich ist, bedeutet das, so gut wie nicht sichtbar." Nach der Krise dürften alle großen Autobauer ihre Elektroautos aufwendig bewerben, prognostiziert Dudenhöffer. "Die Sichtbarkeit von e.Go wird damit noch schwächer." Der Aachener Elektro-Autobauer hatte 2019 seine selbst gesteckten Ziele nicht erreichen können. Statt wie ursprünglich angepeilt 1000 Autos zu verkaufen, waren es letztlich nur 540. (dpa/hoe)