E-Mobilität

Ladesäulen zahlen reicht nicht

Der Bund soll die Verkehrswende auch bei Mehrfamilienhäusern unterstützen, verlangen drei Verbände. Dort komme häufig die Elektroinstallation an die Grenzen.
22.03.2021

Auch Mieter in Mehrfamilienhäusern sollen die Möglichkeit haben, ihre Elektroautos laden zu können.

Verbände der Autohersteller, der Energie- sowie der Wohnungswirtschaft haben einen gemeinsamen Brief an drei Bundesminister verfasst. Darin fordern sie, dass der Bund Ladesäulen auch an Mehrfamilienhäusern mit vermieteten Wohnungen fördert. Unterzeichnet ist das Schreiben von Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), von Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sowie von Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW).

Die drei Verbände haben in einem gemeinsamen Schreiben an Verkehrsminister Andreas Scheuer, Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Finanzminister Olaf Scholz auf den nötigen Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in und an Mehrfamilienhäusern mit vermieteten Wohnungen hingewiesen. „Wir wollen, dass auch diese Gebäude für die Anforderungen von morgen fit gemacht werden, um die Potenziale für die Elektromobilität zu heben“, heißt es in dem Schreiben.

Angesichts der enormen Investitionen sprechen sich die Verbände für ein „eigenständiges Förderprogramm“ für entsprechend leistungsfähige Elektro-Infrastrukturen im Mehrfamilienhausbereich aus. Eine weitere Option sei die Einbindung in ein Förderprogramm für gewerbliches Laden. Die drei Verbände haben den Bundesministern nach eigenen Angaben einen konzeptionellen Vorschlag für ein solches Förderprogramm vorgelegt.

Viele technische Herausforderungen

m Schreiben wird auf technische Herausforderungen hingewiesen, die bisher in der Öffentlichkeit kaum diskutiert worden seien. Häufig weisen Bestandsgebäude eine elektrische Infrastruktur auf, die zwar sicher und normgerecht instand gehalten wird. Die meisten Anlagen seien allerdings für Anforderungen gebaut worden, die denen der 1980er-Jahren entsprachen. Bei zukünftigen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Laden von Elektro-Pkw, dem Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sowie der künftigen Wärmeversorgung mit Wärmepumpen werden laut VDA, BDEW und GdW die Anlagen „regelmäßig an ihre Grenzen kommen“.

Bisher würden die Hausanschlüsse effizient genutzt. Es gebe aber wenig Reserven, wenn sehr viel Strom gleichzeitig benötigt wird. Aus Sicht der Verbände ist für die zu erwartende hohe Konzentration von Lasten eine moderne Elektroinstallation notwendig, die Anschluss, Absicherung, Zählerkästen und Kommunikationsinfrastruktur umfasst.

„Weder Mieter noch Vermieter können das zahlen“

Schließlich seien erhebliche Investitionen in die elektrische Gebäudeinfrastruktur notwendig, um die Energiewende insgesamt umzusetzen. Hinzu kämen hohe Investitionen in die Effizienzsteigerung der Gebäude, in die „Wärmewende“, den altersgerechten Umbau und in die Digitalisierung. „Diese enormen Investitionen können weder von den Immobilieneigentümern noch von den Mietern vollständig geleistet werden“, heißt es im Schreiben.

Nach Ansicht der Verbände müsse eine Förderung deutlich über die Anschaffung einer Ladeinrichtung hinausgehen. (wa)