E-Mobilität

Rhenag setzt voll auf E-Mobilität

„Wir befinden uns noch in einem frühen Marktstadium“, sagt Rhenag-Vorstand Kurt Rommel. Der Versorger sieht sich als ein zentraler Treiber für die E-Mobilität in der Rhein-Sieg-Region und will diese Rolle noch ausbauen.
18.07.2019

Rhenag baut konsequent die Infrastruktur für E-Mobilität aus und will ab 2020 bidirektionales Laden anbieten. Bild:© Rhenag

Die Rhenag will den Umstieg auf Elektrofahrzeuge weiter beschleunigen und damit ihre Rolle als einer der zentralen Treiber für Elektromobilität in der Rhein-Sieg-Region unter-streichen. Mit welchen Maßnahmen das geschehen soll, erläuterten die Rhenag-Vorstände Kurt Rommel und Hans-Jürgen Weck beim diesjährigen Jahrespressegespräch. Obgleich die Zulassungszahlen auch im Rhein-Sieg-Kreis derzeit noch überschaubar sind (715 Vollelektroantriebe, 3566 Hybridantriebe, Stand: 30.6.2019), zeigten sich die beiden Vorstände überzeugt, dass Elektromobilität in den nächsten zwei bis fünf Jahren deutlich an Fahrt aufnehmen wird.

„Wir befinden uns noch in einem frühen Marktstadium“, sagte Rommel. „In dieser Phase braucht es starke Akteure, die das Thema entschlossen anschieben. Überregional sind hier der Gesetzgeber und die Automobilhersteller gefragt. In unserer Region haben wir als Rhenag die Rolle des Vorreiters, Antreibers und Umsetzers übernommen.“

Ladetechnik der zweiten Generation

Seine Elektromobilitätsstrategie leitet der Rhein-Sieg-Versorger dabei aus der übergeordneten Unternehmensstrategie ab. So wie Rhenag – in ihrem klassischen Geschäftsfeld – die Energiewende mit kundenorientierten Produkten in die Breite tragen will, heißt die strategische Zielsetzung hier: „Elektromobilität alltagstauglich machen“.

  • Aus Sicht der Rhenag geht es hierbei vor allem darum: die Mobilität von Elektrofahrern durch schnelle und ausreichend vorhandene Ladesäulen zu sichern;
  • das Laden zu Hause und im Unternehmen zum innovativen Technikerlebnis zu machen;
  • die Bürger über Sharing-Angebote in Kontakt mit E-Fahrzeugen zu bringen.

Eines der dichtesten Ladenetze

Auf allen Feldern konnten zuletzt deutliche Fortschritte erzielt werden. „Rhenag hat in einer zweiten Ausbauwelle seit Ende 2018 die Ladeinfrastruktur in Siegburg, Hennef und demnächst auch in Niederkassel noch einmal deutlich verdichtet“, betont Weck. „Damit profitieren Elektrofahrer – existierende wie potenzielle – von einem der dichtesten Ladenetze bundesweit. Und auch an den Ladezeiten arbeiten wir weiter. So steht die Installation von zwei Schnellladern der neuesten Generation in Siegburg unmittelbar bevor.“ An diesen sogenannten DC Ultra-Schnellladesäulen können Elektrofahrzeuge mit der entsprechenden Ausstattung in sechs Minuten Strom für 100 Kilometer aufnehmen.

Auch die private Ladetechnik entwickelt sich weiter. Eine neue eBox-Generation steht kurz vor dem Roll-out. Sie bringt mit einem LED-Ring zum Ladestatus und einem digitalen Display nicht nur ein attraktives Produktdesign in die heimische Garage oder an den Unternehmensparkplatz, sondern lädt mit bis zu 22 kw auch doppelt so schnell wie ihre Vorgänger und ist mit dem Smartphone – beispielsweise für die Zugangskontrolle oder das Monitoring der Ladevorgänge – vernetzt.

Zwei Megatrends im Verbund

Auch der Startschuss für das eCar-Sharing in Siegburg steht kurz bevor. Nachdem Rhenag im Frühling die Ausschreibung zum Aufbau eines solchen Angebots gewinnen konnte, wurden acht Elektrofahrzeuge verschiedener Hersteller für die Stadt beschafft. Drei zusätzliche Ladesäulen mit sechs Ladepunkten sowie Wallboxen im Parkhaus der Rhein-Sieg-Halle werden demnächst installiert. Rhenag stellt die Buchungsplattform, verwaltet die Fahrzeuge und rechnet sie ab.

Während der Dienstzeiten stehen die E-Fahrzeuge exklusiv der Stadt als „Ankernutzer“ der Sharing-Flotte zur Verfügung. Außerhalb der Dienstzeiten können fünf E-Fahrzeuge – drei VW eGolf und zwei Renault Zoe – von der Allgemeinheit genutzt werden. „Dieses Angebot verbindet zwei Megatrends: Elektromobilität und Sharing“, unterstreicht Rommel. „Neben den städtischen Mitarbeitern können so auch Privatfahrer in der Stadt kostengünstig und flexibel in die Mobilität der Zukunft einsteigen. Und wir hoffen natürlich, dass wir auf diese Weise bei dem einen oder anderen Sharing-Kunden den Elektromobilitäts-,Stachel’ setzen können.“

E-Mobilität mit Hausenergie-Innovationen koppeln

Ein Erfolgsrezept für alltagstaugliche Elektromobilität – dies arbeiteten Rommel und Weck während des Jahrespressegesprächs deutlich heraus – ist die Einbettung von Elektromobilitätsangeboten in ein energetisches Gesamtkonzept. „Wir stellen fest, dass sich die Themen nicht nur ergänzen, sondern gegenseitig befeuern“, bringt Weck das Kundenverhalten in dem Innovationssegment auf den Punkt. „Elektrofahrer sind wesentlich offener für die Themen Photovoltaik (PV) und Speicher. Und PV- und Speicherbesitzer erkennen in der Elektromobilität eine faszinierende neue Möglichkeit, den lukrativen Eigenverbrauch zu erhöhen und mit dem eigenen PV-Strom Autofahren klimaverträglicher zu machen. Wir erleben hier spannende innovative Wechselwirkungen.“

Um Energiewende und Verkehrswende weiter zu verzahnen, arbeitet Rhenag an Lösungen für die Zukunft. Der Versorger hat sich hierfür mit anderen Schlüsselakteuren der Elektromobilität in dem überregionalen Forschungsprojekt „Bidirektionales Laden“ zusammengeschlossen. Hier entwickeln namhafte Player aus der Automobilindustrie (BMW), der Ladetechnik (Kostal) und der Energiewirtschaft (u.a. Übertragungsnetzbetreiber und zahlreiche Verteilnetzbetreiber) im engen Austausch mit Forschungsinstituten an Lösungsansätzen für eine netzverträgliche Einbindung von Elektrofahrzeugen.

Bidirektionales Laden ab 2020

„Mittelfristig werden Elektrofahrzeuge in ganz anderen Stückzahlen unser Energiesystem vor neue Herausforderungen stellen“, richtet Rommel den Blick in die Zukunft. „Für dieses Szenario müssen wir bereits heute die Technik für ein möglichst intelligentes Zusammenspiel von Elektrofahrzeugen, Ladeinfrastruktur und dem Stromnetz entwickeln.“ Im Zentrum steht dabei das bidirektionale Laden. Damit können Elektrofahrzeuge künftig nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch wieder ins Netz zurückspeisen. Ab 2020 soll diese Technik mit ersten Pilotfahrzeugen – auch im Rhenag-Versorgungsgebiet – erprobt werden. (hp)