E-Mobilität

Schlappe für E-Mobilität: Verbrennungsmotor weiter auf dem Vormarsch

Patentanmeldungen für Diesel und Benziner deutlich höher als für Elektroantriebe.
15.05.2018

Trotz Dieselkrise und schlechter Luft in den Innenstädten setzt die Autoindustrie offenbar weiter auf den klassischen Verbrennungsmotor. Wie die "Saarbrücker Zeitung" unter Berufung auf Zahlen des Deutschen Patent- und Markenamtes berichtet, wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Patente für Benzin- und Dieselmotoren angemeldet als für den Elektroantrieb.

Demnach erhöhten sich beim Verbrennungsmotor die Anmeldungen deutscher Hersteller um rund 15 Prozent auf 2108. Demgegenüber wurden lediglich 170 Patente zum Elektromotor angemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2016 gab es nur ein mageres Plus von 22 Einträgen.

Abgasnachbehandlung, statt E-Mobilitäts-Offensive

Alexander Knebel, Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), forderte die Autohersteller auf, endlich mehr Fahrzeuge anzubieten, "die die Energiewende auf die Straße bringen". Es gebe praktikable Möglichkeiten für mehr Klimaschutz im Straßenverkehr, beispielsweise durch Biokraftstoffe im Verbrennungsmotor oder Wind- und Solarstrom für den Elektroantrieb. Der Vize-Fraktionschef der Grünen, Oliver Krischer, sagte der Zeitung: "Die Autohersteller krallen sich an den Verbrennungsmotor und trauen sich nicht, umfassend umzusteuern." Gefragt seien aber Forschungsschwerpunkte bei den neuen Antriebsarten, "um hier von Anfang an vorne dabei zu sein", betonte Krischer.

Laut Patentamt konzentrierten sich die Tüftler der Hersteller jedoch lieber darauf, „betriebs- und kostenoptimierte Verbrennungsmotoren herzustellen“. Ein Großteil der Anmeldungen habe sich mit der Abgasnachbehandlung beschäftigt, um Stickoxide aus den Abgasen von Dieselmotoren zu entfernen. Bei den Patenten zum Elektroantrieb ging es vor allem darum, die Elektromotoren günstiger, raumsparender und einfacher zu gestalten und so den Fahrkomfort zu erhöhen.

SUVs erobern Deutschlands Straßen

Ein anderer Trend könnte erklären, warum die Branche nach wie vor auf neue Entwicklungen beim Verbrennungsmotor setzt. Der Kunde will es indirekt so. Denn in den ersten drei Monaten des Jahres sind nach Angaben des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer bereits 251 000 SUV neu zugelassen worden. Inzwischen haben die großen Fahrzeuge mit den kraftvollen Motoren einen Marktanteil von gut 25 Prozent. (ls)