Wo Autofahrer laden wollen – und wo Säulen fehlen
Von Jürgen Walk
Die meisten Elektroautofahrer laden ihr Fahrzeug zuhause. Wer weitere Strecken fährt, nutzt wahrscheinlich die Schnelllader an der Autobahn. Aber es gäbe noch viele weitere Möglichkeiten zu laden, vielleicht sogar nebenbei, etwa beim Einkaufen, im Urlaub oder an der Arbeit. Doch da klaffen Wunsch und Wirklichkeit oft weit auseinander.
Das zumindest steht in einer Studie, die der Eon-Konzern zusammen mit den Beratern von P3 erstellt hat. Das passende Stichwort ist "Destination Charging", also das Laden am Zielort. Dies sei ein entscheidender Part des intelligenten Lademixes, heißt es in der Studie. In dieser Untersuchung wurden die Fahrer gefragt, wo sie im Alltag Ladestationen erwarten.
Oft genannt werden Tankstellen. Sieben von zehn E-Mobilisten erwarten, dass Tankstellen heutzutage mit Ladestationen ausgestattet sind. Die Realität? Eine von fünf Tankstellen in Deutschland betreibt einen Schnellladepunkt. Zwar werden große Tankstellenbetreiber mittlerweilse zum Bau von Ladesäulen verpflichtet, doch auch bei kleineren Tankstellen möchten E-Mobilisten das Auto laden.
Das Laden während eines Einkaufsbummels in der City ist attraktiv. Entsprechend erwarten fast 70 Prozent, in einem Parkhaus Ladestationen vorzufinden. Auch Parkraumbetreiber werden mittlerweile dazu verpflichtet, Ladeinfrastruktur zu schaffen.
Schwierig im Urlaub, leicht im Job
Auch im Urlaub möchten E-Autofahrer wie gewohnt das Auto laden. Laut Umfrage wählen 56 Prozent der Befragten die Urlaubsunterkunft danach aus, ob Lademöglichkeiten vorhanden sind. Doch auch da sieht die Wirklichkeit sehr bescheiden aus. Derzeit ist erst ein Anteil von unter zwei Prozent der Hotelparkplätze mit Ladestationen ausgestattet.
Unternehmen aus dem Gastgewerbe werden bald reagieren müssen, um die Erwartungen der wachsenden Zielgruppe zu erfüllen. Ein Großteil der Ladevorgänge findet dort über Nacht statt, weshalb in der Regel AC-Ladestationen mit Ladeleistungen von 11 Kilowatt je Ladepunkt ausreichend sind. Und auch hier gilt: Zusätzlich zu den Marktanforderungen verpflichtet das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) Hotelbetreiber bei Neubau und Renovierungen dazu, Vorbereitungen für Ladestationen zu treffen.
Deutlich besser sieht es im Job aus: Knapp die Hälfte erwartet, am Arbeitsplatz das E-Auto laden zu können. Vor allem für Fahrerinnen und Fahrer, die in dicht besiedelten Orten wohnen, ist diese Ladeoption relevant (63 Prozent). Aktuell können gut 43 Prozent der befragten Berufstätigen beim Arbeitgeber laden, davon die Hälfte kostenlos, die andere Hälfte gegen Bezahlung.