Deutschland

Klimaschutz: Merkel warnt vor Konflikten - Sprachlosigkeit überwinden

Kanzlerin Merkel ruft in Davos zum Handeln auf und erklärt was dafür nötig ist. Auch für jeden Einzelnen stehen Veränderungen an. Die Mehrheit der Deutschen hat einer Umfrage zufolge schon längst ihr Verhalten geändert, um das Klima zu schützen.
23.01.2020

Bundeskanzlerin Merkel auf dem WEF im schweizerischen Davos

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor gesellschaftlichen Konflikten im Kampf gegen die Erderwärmung gewarnt. Merkel sagte am Donnerstag bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, es gebe eine "Sprachlosigkeit" zwischen Menschen, die den Klimawandel leugneten und denjenigen, für die Klimaschutz höchste Dringlichkeit habe. Dies mache ihr Sorgen. Diese "Sprachlosigkeit" müsse überwunden werden durch mehr Dialog. Dabei konkurrierten Fakten mit Emotionen.

Merkel sagte zudem, die "Ungeduld der Jugend" müsse positiv und konstruktiv aufgenommen werden. Die Jugend habe einen ganz anderen Lebenshorizont. "Deswegen sind wir zum Handeln aufgefordert."

"Klimaneutralität ist riesiger Kraftakt"

Das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu wirtschaften, sei ein riesiger Kraftakt. Produktionsprozesse etwa in der Stahlindustrie müssten völlig umgestellt werden. Dabei werde "grüner" Wasserstoff eine große Rolle spielen. Dieser könne außerhalb Europas besser erzeugt werden.

Die Kanzlerin verwies darauf, dass Deutschland aus der Kernenergie aussteigt und bis spätestens 2038 aus der Kohleverstromung - und "wenn möglich" bis 2035.

Mehr als jeder Zweite hat Verhalten für Klimaschutz geändert

Diejenigen, die den Klimawandel für dringlich halten, scheinen in Deutschland in der Mehrheit zu sein. Sechs von zehn Menschen haben in einer Umfrage angegeben, ihr Konsumverhalten wegen des Klimawandels geändert zu haben. Das geht aus einer Befragung des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Am häufigsten nannten die Deutschen demnach, inzwischen bewusster einzukaufen und bei Lebensmitteln auf deren Herkunft oder Marke zu achten. Weitere 41 Prozent gaben zudem an, ihr privates Reiseverhalten wegen der Erderwärmung geändert zu haben. Damit nannten die Deutschen private Reisen überdurchschnittlich oft als Verhaltensänderung: In den übrigen 27 befragten Ländern gaben dies 29 Prozent an.

Besonders oft änderten die Befragten aller Länder ihr Verhalten indes im eigenen Haushalt: Sie gaben an, auf ihren Wasser- und Energieverbrauch zu achten, auf Recycling, die Herkunft von Lebensmitteln oder auf effiziente Haushaltsgeräte. Keinerlei Veränderungen wegen des Klimawandels ergriffen zu haben gaben 47 Prozent der Japaner, 36 Prozent der US-Amerikaner, 35 Prozent der Niederländer und ebensoviele Russen an. Für die Umfrage wurden rund 20 000 Menschen in 28 Ländern befragt. (dpa/pm)