Deutschland

Niedersachsen will Windenergie weiter ausbauen

Niedersachsen soll seinen Spitzenplatz nach dem Willen der Landesregierung behalten. Problematisch ist die Suche nach geeigneten Flächen.
25.02.2018

"Niedersachsen ist das Windenergieland Nummer 1 – wir haben das Know-how, wir haben die Fachkräfte und wir haben den Wind. Daher wollen wir die Windenergie sowohl offshore als auch onshore verstärkt ausbauen", kündigte Umweltminister Olaf Lies (SPD) in Hannover an.

Im vergangenen Jahr wurden in Niedersachsen 485 Windenergieanlagen errichtet, wie das Ministerium unlängst unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Windguard GmbH vermeldete. Zusammen haben sie eine Leistung von 1.436 Megawatt. Die weiteren Plätze belegten demnach Nordrhein-Westfalen (870 Megawatt) und Schleswig-Holstein (552 Megawatt). Bundesweit wurden 1.792 Anlagen mit 5.334 Megawatt Windenergieleistung neu in Betrieb genommen.

"Bundesweit Brutto-Zubau an Land von 2.800 MW bis 2019 nötig"

Windenergie sei die entscheidende Stütze der Energiewende, betonte Lies. Daher fordere er den weiteren Ausbau vor der Küste mit 20 Gigawatt bis zum Jahr 2030 und mindestens 30 Gigawatt bis 2035. An Land erwarte er in den nächsten zwei Jahren eine Delle bei den Neubauten. Nötig sei bundesweit aber ein Brutto-Zubau an Land von 2.800 Megawatt bis 2019, von 3.300 Megawatt 2020 und von 3.400 Megawatt in den Jahren 2021 und 2022, sagte Lies bereits zu Jahresbeginn. Er will deshalb mit einer Bundesratsinitiative gesetzliche Korrekturen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erreichen.

Anlagen mit einer Leistung von 20 Gigawatt entsprechen einem Flächenbedarf von 1,4 Prozent der Landesfläche, wie es beim Bundesverband Windenergie (BWE) unter Berufung auf Zahlen aus dem Umweltministerium heißt. "Der technische Fortschritt erlaubt es, Bestandsanlagen durch neue und leistungsstärkere Anlagen zu ersetzen", sagte Roman Denter, Vize-Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen/Bremen.

Verbindliches Flächenziel im Landesraumordnungsprogramm gefordert

Allerdings stünden viele Flächen nach heutiger Gesetzeslage nicht mehr für den Bau von Windenergieanlagen zur Verfügung, betonte Denter: "Wir sehen die Landesregierung daher in der Pflicht, ein verbindliches Flächenziel für die Windenergie in das Landesraumordnungsprogramm aufzunehmen." Ausbau und Repowering mit neuen Anlagen müssten gesichert werden. "Auch sollten alle Möglichkeiten geprüft werden, um gut akzeptierte Bestandsflächen weiter nutzen zu können. Hier erwarten wir, dass die Landesregierung sich proaktiv einschaltet."

Die Nutzung der Windenergie hat aber keineswegs nur Befürworter. Landschaften würden durch die Anlagen zerstört, meinen Umweltschützer. "Wir haben jetzt massive Überschussproduktion an Windenergie, weil die Leitungen fehlen", sagte Matthias Elsner, Vorsitzender von "Vernunftkraft Niedersachsen", Dachorganisation der Gegner. Zentrale Leitungen seien erst 2025 fertig, dadurch entstehe ein volkswirtschaftlicher Schaden. "Wir fordern ein Mitspracherecht - der Bundesverband vertritt mehr als 800 Bürgerinitiativen", erklärte er. "Daran sieht man: Der Widerstand wächst."

"Noch vorhandene Anschlusskapazitäten frühzeitig ausschreiben" 

Mehr als 100.000 Vögel würden jedes Jahr bundesweit Opfer der Windkraftanlagen. "Offshore ist besonders prekär, viele der Anlagen im Meer stehen auf Zugvogelrouten", sagte Elsner. Dort könnten die Vogelopfer nicht gezählt werden. "Dazu kommt die Schallentwicklung beim Bau, auch die Wale leiden darunter."

"Die noch vorhandenen Anschlusskapazitäten müssen frühzeitig ausgeschrieben werden", forderte Lies mit Blick auf die Leitungen. "Die Windenergie wollen wir möglichst schnell auch überall verfügbar machen." Allerdings will er nicht nur auf Windenergie setzen: "Die Energiewende darf nicht nur eine Stromwende bleiben", betonte Lies. "Nur über eine intelligente Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität kann es gelingen, den Energiebedarf kostengünstig mit Erneuerbaren zu decken." (dpa)