Deutschland

Zieht Brandenburg auch den Kohleausstieg vor?

Die Entwicklung in NRW befeuert nun auch die Diskussion in Brandenburg - obwohl der Weg vorgezeichnet ist: Bis 2038 soll das letzte Braunkohlekraftwerk vom Netz sein, wenn möglich sogar schon bis 2035.
05.10.2022

Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG.

Der frühere Braunkohleausstieg in Nordrhein-Westfalen hat in Brandenburg einen neuen Konflikt über die Laufzeit der Kraftwerke ausgelöst. Die Brandenburger Grünen-Landesvorsitzende Julia Schmidt dringt auf ein schnelleres Ende auch in der Lausitz. «Was in NRW geht, muss auch in Brandenburg möglich sein», schrieb Schmidt am Dienstag bei Twitter. «Wir dürfen jetzt nicht zur Resterampe für klimaschädliche Kohle werden.» Der Ausbau der erneuerbaren Energien dürfe von SPD und CDU nicht verbockt werden, in dem sie an fossiler Energie festhielten, schrieb die Grünen-Landeschefin.

Der Grünen-Energiepolitiker Clemens Rostock sagte: «Wir werden das jetzt noch einmal als Anlass nehmen, das Gespräch zu suchen auch mit unseren sächsischen Kollegen, mit unseren Koalitionspartnern, ob wir nicht genau diesen Weg gehen wollen.» Der Parlamentarische Wirtschaftsstaatssekretär Michael Kellner (Grüne) forderte einen Kohleausstieg 2030 in Ostdeutschland als Ziel. «Es wäre fatal, wenn in Ostdeutschland ökonomische Zukunftschancen verspielt würden, weil die Ministerpräsidenten von SPD und CDU an dreckiger Kohle festhalten wollen», sagte der Brandenburger Bundestagsabgeordnete.

Früherer Kohleausstieg? Noch keine "belastbaren Informationen"

Im Brandenburger Koalitionsvertrag schrieben SPD, CDU und Grüne 2019 fest, sich an den Braunkohleplan zu halten. Darin ist vereinbart, aus der Braunkohleverstromung spätestens 2038 auszusteigen. Als mögliches vorgezogenes Enddatum gilt 2035. «Die Koalition bekennt sich - unter Beachtung der Umweltanforderungen - zur geordneten Fortführung des Tagebaus Jänschwalde gemäß Braunkohleplan», heißt es im Koalitionsvertrag. Außerdem ist vereinbart, dass es keine neuen Tagebaue und keine Umsiedlung von Dörfern mehr geben soll.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte im Wirtschaftsausschuss des Landtages am Mittwoch in Potsdam, es gebe noch keine «belastbaren Informationen», ob ein früherer Ausstieg 2030 möglich sei. Dazu müssten erst Ergebnisse einer Überprüfung (Checkpoints) abgewartet werden, die im kommenden Jahr veröffentlicht werden sollten. Regelmäßig sollen Auswirkungen eines Kohleausstiegs etwa für die Versorgungssicherheit überprüft werden. 

CDU: "Wir sind auf Braunkohle angewiesen"

CDU-Fraktionschef Jan Redmann warnte vor einem voreiligen früheren Verzicht. «Wir sehen in der gegenwärtigen Situation, wie dringend wir auf die Braunkohle angewiesen sind», sagte Redmann. «Ich wünsche mir, dass wir auch über 2030 zumindest die Möglichkeit hinaus haben, wenn es notwendig ist, mit Braunkohle Strom zu erzeugen.» Die Mitarbeiter beim Betreiber Leag sollten auch nicht verunsichert werden. «Insofern kann ich mir so ein Signal für Brandenburg nicht vorstellen.»

Der Energiekonzern Leag, Betreiber des Braunkohlekraftwerks in Jänschwalde, teilte mit, er habe die Ankündigungen mit Interesse zur Kenntnis genommen. «Für uns gilt das Enddatum im Kohleausstiegsgesetz und im Öffentlich-Rechtlichen Vertrag.»  Seit Samstag kann das Energieunternehmen Leag zwei Kraftwerksblöcke in Jänschwalde in der Lausitz wieder hochfahren, die in Sicherheitsbereitschaft waren. Das Ziel ist die Stärkung der Versorgungssicherheit bei Strom. (dpa/gun)