Wasserversorger stellt Millionen-Forderung an die Stadt Potsdam

Potsdam. Die Bürger müssen sich auf eine deutliche Gebührenerhöhung beim Wasser einrichten.
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Von Pauline Faust
Die Stadt Potsdam bringt die Energie und Wasser Potsdam (EWP) in eine millionenschwere Verlegenheit. Hintergrund sind durch die Brandenburger Landeshauptstadt zu niedrig angesetzte Wassergebühren. Es fehlen 16 Millionen Euro auf dem städtischen Gebührenkonto, welche die Stadt der EWP jetzt aus einem anderen Topf erstatten muss.
Potsdam will die Gebührenordnung nun auf den Prüfstand stellen. Der kommunale Eigentümer habe eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt; im April soll eine erste Einschätzung vorliegen, hieß es aus dem Rathaus. Die EWP teilte mit, dass es sich hierbei lediglich um die reguläre Prüfung der Abrechnungen handle.
"Hintergrund der Liquiditätsproblematik ist, dass die erhobenen Gebühren in 2023 und 2024 nicht den tatsächlichen Aufwand für die Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung bei der EWP gedeckt haben", erklärt eine Sprecherin der Stadt Potsdam.
Insbesondere die Tarifsteigerungen beim Personal, die stark gestiegenen Kosten für Energie, Material und Instandsetzungen bei gleichzeitig kaum steigendem Wasserverbrauch führten in diesem Kalkulationszeitraum zu einer Unterdeckung.
Zahlungsaufforderung ging direkt an Oberbürgermeister
Die Entstehung von Unter- oder Überdeckungen bei gebührenrechnenden Einrichtungen seien zunächst kein Problem, erklärt die Sprecherin der Stadt. Es gab demnach auch Ende 2023 eine vierte Quartalsrechnung der EWP an den zuständigen Bereich, jedoch nicht wie in diesem Jahr eine Zahlungserinnerung an den Oberbürgermeister. Die damals gemeldete Unterdeckung des Gebührenkontos konnte bis Februar 2024 bereits ausgeglichen werden.
Die Potsdamer Wassergebühren wurden laut Stadt von 2012 bis 2022 nicht verändert. Erst mit der Vorlage zum Kalkulationszeitraum 2023/24 wurden bei Schmutzwasser die Gebühren durch die Stadtverordneten um zehn Prozent angehoben.
Lösung in Aussicht – deutliche Steigerung der Gebühren erwartet
Die Brandenburger Landeshauptstadt wird die offene Rechnung des Versorgers begleichen. Eine entsprechende Finanzierung sollen die Stadtverordneten im April beschließen.
Stadt und EWP kündigten an, es werde eine wirtschaftliche und rechtliche Analyse beauftragt, in der auch alternative Finanzierungsmodelle auf den Prüfstand kommen. Es soll ein öffentliches Investitionsmonitoring eingerichtet werden, damit jede und jeder nachvollziehen kann, wohin die Gelder fließen und welche Investitionen für die Zukunft getätigt werden. Dies habe es auch schon in der Vergangenheit gegeben. Nun soll es um die konkreten Auswirkungen auf die Gebühren ergänzt werden.
"Angesichts der deutlichen Steigerungen, die bei der Wasserver- und -entsorgung auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen, ist der Wunsch nach mehr Transparenz für mich mehr als nachvollziehbar“, sagt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).
Der Mengenpreis für Trinkwasser für Potsdam, Caputh und Geltow liegt derzeit bei 2,44 Euro je Kubikmeter. Damit ist er bereits teurer als bei den Berliner Nachbarn. Deren Mengengebühr beträgt netto 1,81 Euro pro Kubikmeter, allerdings ist die Vergleichbarkeit von Wassergebühren aufgrund verschiedener lokaler Gegebenheiten schwierig.
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Anmerkung der Redaktion
Am Montag, 17. März 2025, wurden folgende Änderungen am Text vorgenommen:
- Die Überschrift wurde auf Anmerken der EWP geändert. "16 Millionen Euro fehlen: Potsdam beauftragt Wirtschaftsprüfung für Stadtwerketochter" würde den Eindruck erwecken, dass es Finanzierungsprobleme im Unternehmen gebe und daher eine Wirtschaftsprüfung für das gesamte Unternehmen angeordnet ist. Dem ist nicht so.
- Die EWP widerspricht der Aussage, dass die Stadt allein eine Wirtschaftsprüfung beauftragt habe. Die Wirtschaftsprüfung der Quartalsrechnungen sei ein regulärer Vorgang, den beide Vertragspartner veranlassen. Dementsprechend wurde der Text angepasst.