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Delmenhorst: Aus Kontrahenten werden Partner

Die Stadtwerkegruppe Delmenhorst und EWE planen die Gründung einer gemeinsamen Stromnetzgesellschaft. Die Neuvergabe der Stromkonzession steht noch aus.
09.04.2018

Bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung (von links): Urban Keussen, Michael Heidkamp, beide Vorstände EWE AG, Delmenhorsts Oberbürgermeister Axel Jahnz, SWD-Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen und Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung EWE NETZ.

Kooperation statt Konfrontation: Die Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD) und der Energieversorger EWE und seine Tochter EWE Netz wollen im Energie- und Infrastrukturbereich umfassend zusammenarbeiten, eine gemeinsame Absichtserklärung wurde am vergangenen Freitag unterzeichnet. Unter anderem ist die zeitnahe Gründung einer gemeinsamen Stromnetzgesellschaft geplant. Auch die Kooperation in den Bereichen E-Mobilität und Digitalisierung soll vertieft und dadurch Synergien erzielt werden, zudem ist die gemeinsame Entwicklung neuer Geschäftsfelder und eine enge Kooperation beim Thema Energiedienstleistungen vorgesehen. Wie das im Einzelnen ausgestaltet wird, sei noch offen, teilte eine Sprecherin der SWD auf Anfrage mit. Mit der Unterzeichnung erfährt der vor rund einem Jahr begonnene Annäherungsprozess zwischen EWE und der SWD-Gruppe einen erfolgreichen Abschluss.

Vergabe der Stromnetzkonzession steht noch aus

Ende 2016 war die Stimmungslage in der 75000-Einwohnerstadt in der Nähe von Bremen gegenüber dem Energiekonzern aus Oldenburg noch eine andere. Hintergrund war ein Streit wegen der Neuauflage des Konzessionsvergabeverfahrens für das örtliche Stromnetz. Ursprünglich hatten die Stadtwerke Delmenhorst die Nase vorn vor Altkonzessionär EWE, wegen rechtlicher Bedenken mit Blick auf die Transparenz wurde die Entscheidung wieder aufgehoben und das Verfahren neu aufgerollt. Die Vergabe der Stromnetzkonzession steht noch aus.

Oberbürgermeister: "Meilenstein in der Geschichte der Stadt"

Mittlerweile scheinen die Beteiligten eine konstruktive, neue Arbeitsebene gefunden zu haben. "Die Kooperation ist ein Meilenstein in der Geschichte der Stadt Delmenhorst für die Daseinsvorsorge und damit eine sehr positive Entwicklung für unsere Bürger sowie eine Zukunftssicherung für die Beschäftigten der Energieversorger", bekräftigte Delmenhorsts Oberbürgermeister Axel Jahnz. "Ich bin überzeugt, dass die SWD mit der Kooperation einen großen Schritt macht zur Stärkung der Gesellschaft für die anstehenden Aufgaben", ergänzte Hans-Ulrich Salmen, Geschäftsführer der SWD. Und Michael Heidkamp, Vorstand Markt bei der EWE AG, zeigte sich erfreut, "dass wir nach allen Turbulenzen der Vergangenheit jetzt das Fundament für eine neue Partnerschaft setzen können".

"Unternehmen enger miteinander verzahnen"

Die beabsichtigte Gründung einer gemeinsamen Netzgesellschaft biete die Chance, "unsere leistungsfähige Strominfrastruktur in Delmenhorst weiterhin als Teil unseres regionalen Verteilnetzes zu betreiben", erklärte Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung von EWE Netz. So könne man den Herausforderungen der Energiewende am besten begegnen. "Wir möchten unsere Unternehmen enger miteinander verzahnen. Dadurch werden wir in Delmenhorst zukünftig gemeinsam an der Energiewende arbeiten können",
präzisierte Urban Keussen, Vorstand Technik bei der EWE AG. (hoe)