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Banken stützen Baywa mit frischer Liquidität

Der angeschlagene Agrarhändler stellt wichtige Weichen auf dem Weg zu einer längerfristigen Sanierung. Die Spekulationen um die Zukunft der Erneuerbarentochter Baywa r.e. reissen aber nicht ab.
07.10.2024

Der Agarkonzern Baywa ist überschuldet. Im ersten Halbjahr waren unter anderem im Erneuerbaren-Geschäft (im Bild eine Floating-Offshore-Anlage der Baywa r.e.) hohe Abzeichnungen zu verzeichnen.

Der in einer tiefen Krise steckende Agrarhändler Baywa hat sich nach eigenen Angaben mit den wesentlichen Finanzierern auf ein Eckpunktepapier für die Sanierung des Unternehmens bis 2027 geeinigt. Das Unternehmen, zu dem auch die Erneuerbarentochter Baywa r.e. gehört, erhält von den Banken frisches Geld in Höhe von rund 500 Mio. EUR.

Mehr als 95 Prozent aller Finanzgläubiger hätten sich inzwischen bereit erklärt, die Sanierungsbemühungen der Baywa durch ein Stillhalten zunächst bis Dezember 2024 konstruktiv zu begleiten, heißt es in einer Pressemitteilung. So solle ein stabiler Rahmen für die finale Ausarbeitung und Vereinbarung der langfristigen Sanierungslösung geschaffen werden. Das finale Sanierungskonzept wird im Dezember 2024 erwartet.

Laut "Börsen-Zeitung" sollen die Gläubigerbanken bereits für Ende Oktober eine Zerschlagung des Unternehmens planen, auch die Baywa r.e. soll dabei weiter zur Dispositon stehen. Die Pressestelle der Baywa wollte dies auf ZfK-Anfrage nicht kommentieren.

Baywa-CEO: "Werden aus Krise gestärkt hervorgehen"

"Damit ist es gelungen, in kurzer Zeit die Basis für eine mehrjährige, operative Sanierung zu legen. Das Unternehmen wird die Krise nutzen, um sich auf ihre Kernkompetenzen zur fokussieren und gestärkt daraus hervorzugehen. Strategisch ist sie mit Zukunftsfeldern wie zum Beispiel Ernährung, Energie und Bau gut aufgestellt", sagt Baywa-CEO Marcus Pöllinger. 

Keine isolierte Rückzahlung einzelner Verbindlichkeiten

Dem Finanzierungspaket voraus gegangen sind intensive, wochenlange Verhandlungen mit den rund 300 Gläubigern des Unternehmens. Klares Ziel sei es gewesen, eine konsensuale Lösung zu finden und alle Finanzgläubiger hierbei gleich zu behandeln. Einige wenige hätten dem Stillhalteabkommen bisher nicht zugestimmt.

Aus Gründen der Gleichbehandlung aller Finanzgläubiger werde es trotz ausreichend verfügbarer Liquidität und Durchfinanzierung zukünftig keine isolierten Rückzahlungen einzelner Finanzverbindlichkeiten durch die Baywa geben, hielt das Unternehmen fest. Die Unterstützung durch nahezu alle Finanzgläubiger erlaube es dem Agrarhandelskonzern, die geplante Sanierung gegebenenfalls auch gegen den Widerstand einiger weniger Finanzgläubiger umzusetzen.

„Das Vertrauen der wesentlichen Finanzierer in die BayWa ist die Basis für eine stabile Sanierung über einen mehrjährigen Zeitraum. Die Gespräche dazu haben bereits begonnen“, sagt Michael Baur, CRO der Baywa.

Hohe Abschreibungen bei Baywa r.e. im ersten Halbjahr

Abschreibungen auf Beteiligungen, hohe Zinslasten und schwächelnde Geschäfte hatten dem Baywa im ersten Halbjahr einen massiven Verlust beschert. Unter dem Strich steht ein Minus von rund 290 Millionen Euro nach Steuern, wie der Konzern vor einigen Tagen bekannt gegeben hatte (die ZfK berichtete.

Die Abschreibungen waren laut Baywa das Ergebnis von Wertüberprüfungen des Anlagevermögens. Der größte Teil dieses sogenannten Impairment-Tests entfiel mit 171,5 Millionen Euro auf die 51-prozentige Beteiligung an der Baywa r.e., in der das Geschäft mit erneuerbaren Energien zusammengefasst ist. Vor allem bei den eigenen Wind- und Solaranlagen habe es Wertminderungsbedarf gegeben, so das Unternehmen damals.

Im Segment regenerative Energien hatte die Baywa im ersten Halbjahr auch einen deutlichen Umsatzrückgang von 3 auf 1,8 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Im vierten Quartal hofft das Unternehmen aber auf anziehende Verkäufe im Geschäft mit Solar-, Wind- und Batteriespeicherprojekten. Wie das "Handelsblatt" Ende September berichtete, würde die Baywa gern Teile ihres Mehrheitsanteils an der Ökostromtochter Baywa r.e. an den Schweizer Mitgesellschafter EIP veräußern. Vom Unternehmen bestätigt ist das nicht. (hoe/dpa)