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Halle: Partnerstrategie statt traditioneller Vertrieb

Die Energieversorgung Halle verzeiichnet wieder Leistungszuwächse bei der Fernwärme. Möglich macht das ein breites Bündnis von verschiedenen gesellschaftlichen Playern – die Energie-Initiative.
16.03.2018

Der noch im Bau befindliche Fernwärmespeicher der Energieversorgung Halle am Kraftwerk Dieselstraße. Die Anlage mit einem nutzbaren Volumen von 50000 cbm soll im September in Betrieb genommen werden.

Seit 2016 verzeichnet die Energieversorgung Halle (EVH) wieder Leistungszuwächse bei der Fernwärme. Für das vergangene Jahr geht der Kommunalversorger aus Sachsen-Anhalt von einer Steigerung um sieben MW aus, dies bei einem Wärmeabsatz von 734 GWh in 2016. Möglich macht dies eine Verdichtungsstrategie, hinter der ein breites Bündnis aus Verwaltung, der gesamten Wohnungswirtschaft, Gesundheitswesen Industrie, Forschung und Energiewirtschaft steht: Die Energie-Initiative Halle, auf die fast 80 Prozent des Wärmemarktes in der 240000-Einwohnerstadt entfallen.  Ziel ist es, die Energiewende vor Ort umzusetzen, den ersten großen Schwerpunkt bilden dabei die Modernisierung der Fernwärmeversorgung und der Ausbau der Ökostromproduktion. Mittelfristig sollen erneuerbare Energien in das Fernwärmesystem integriert werden. Dazu wird aktuell ein großer Fernwärmespeicher mit einem nutzbaren Volumen von zirka 50000 cbm auf dem Gelände des Kraftwerks Dieselstraße gebaut, der im September in Betrieb genommen werden soll.

Günstiger Primärenergiefaktor

"Im Fernwärmesatzungsgebiet schrumpfen wir, im Nichtsatzungsgebiet verzeichnen wir Zuwächse", erklärte EVH-Geschäftsführer Olaf Schneider vergangene Woche bei einem Vortrag im Rahmen der VKU-Vertriebstagung in Halle. Voraussetzung für die Gewinnung der Wärmekunden seien wettbewerbsfähige Preise gewesen. Dank der Stabilisierung einer großen Wärmemenge und einem hohen Wirkungsgrad der beiden gasbetriebenen KWK-Anlagen könne man langfristig bezahlbare Wärmepreise garantieren. Der Wohnungsmarkt profitiere zudem von dem durch den Fernwärmeausbau weiterhin günstigen Primärenergiefaktor von 0, 21 bei Neubau und energetischer Sanierung.

Hohe Transparenz als Schlüssel

"Voraussetzung für die Beteiligung der Kunden ist eine hohe Transparenz", erklärt Schneider.  Auf Wunsch der Kunden wird der geplante Ausbau des Erneuerbaren-Anteils sogar im Fernwärme-Liefervertrag zugesichert. Zudem informieren die EVH die Kunden detailliert, wie sie die Produktion und die Preisstabilität in ihren Kraftwerken abgesichert haben, beispielsweise auch durch den vorausschauenden Kauf von CO2-Zertifikaten. Aktuell geht man bei der EVH von stabilen Fernwärmepreisen in Halle bis einschließlich 2019 aus, in 2020 bestehe die Chance zur Preissenkung, so der EVH-Geschäftsführer.
Für die Entkopplung von Wärme- und Stromproduktion wird der im Bau befindliche Wärmespeicher sorgen. Aktuell besteht die Energie-Initiative in Halle/Saale aus 21 Partnern, im Laufe des Jahres werden weitere fünf hinzukommen.

PV-Portfolio wird weiter ausgebaut

Die EVH verfügen aktuell über Windkraft-Portfolio von rund 30 MW und PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 20 MW. In und um Halle hat der Versorger rund 20 PV-Anlagen realisiert, 15 eigene und an vier weiteren ist er beteiligt. 2019 sollen weitere Solaranlagen hinzukommen: fünf 750 kW-Anlagen in Ostdeutschland, eine Anlage auf der ehemaligen Aschedeponie mit zehn MW Leistung und eine weiteres Projekt im Rahmen der Beteiligung an der Trianel Erneuerbare Energien (TEE) mit fünf MW Leistung. (hoe)