Smart City / Energy

"Interessanter als reduzierte Netzentgelte sind für den Kunden derzeit die dynamischen Tarife"

Kiwigrid entwickelt eine Lösung, die dynamische Tarife und reduzierte Netzentgelte nach §14a EnWG integriert. Ein neues Testlabor soll zudem praktische Erkenntnisse liefern.
17.09.2024

Kiwigrid bindet dynamische Stromtarife und reduzierte Netzentgelte ins Energiemanagement ein.

Die technische Entwicklung im Energiemanagement schreitet voran. Das IoT-Unternehmen Kiwigrid kann mittlerweile dynamische Stromtarife sowie reduzierte Netzentgelte in seinen Software-as-a-Service- und Hardware-Produkte darstellen.

"Wir gehen davon aus, dass dezentrale Flexibilität an Mehrwert gewinnt, weil zeitvariable Netzentgelte dafür sorgen werden, dass der Verbrauch zu bestimmten Zeiten günstiger ist als zu anderen", sagte Jan Lehmann, Vice President Product Management bei Kiwigrid der ZfK. "Und wir gehen davon aus, dass einesignifikante Korrelation zwischen teuren Börsenstrompreisen und teuren Netzentgelten herrschen wird."

Stufenweise Integration

Die Integration der neuen Produkt-Features soll demnach stufenweise und in Zusammenarbeit mit Kiwigrids Entwicklungspartnern erfolgen. Die Kommunikation zwischen Kiwigrid, Energiegerät und Energieversorger erfolgt über die Schnittstelle EEBUS. Die Produkt-Features funktionieren grundsätzlich kunden- und geräteunabhängig und sind auch offline nutzbar, teilte das Dresdener Unternehmen mit.

"Wir entwickeln ein ganzheitliches Produkt, das die Steuerung für die Kunden übernimmt", so Lehmann weiter. "Am Ende geht es um Optimierung."

Künstliche Intelligenz

Kiwigrid will demnach die immer stärkere Vernetzung von Energiegeräten und Strommarkt weiter vorantreiben. Derzeit verarbeitet die Anwendung Day-Ahead-Börsentrompreise der Epex Spot, künftig dann auch Tarifdaten der Stromlieferanten.

Perspektivisch sollen Energieversorger demnach Live-Daten über Stromproduktion und -verbrauch von Endkunden empfangen, um ihre Strombeschaffung anpassen zu können. Langfristig soll eine künstliche Intelligenz den Stromverbrauch weiter optimieren und dabei sogar lokale Stromflüsse berücksichtigen.

Klarer Trend bei Nachfrage

Das Produkt könne zum "Einfallstor für solche Kunden werden, die erst einmal nur eine Wärmepumpe oder eine Wallbox haben und dann später noch nachrüsten wollen", erklärt Lehmann weiter. Kunden könnten später weitere Assets ergänzen und den Gesamtnutzen so weiter erhöhen.

Bei der Nachfrage zeige sich bislang ein klarer Trend. "Interessanter als die reduzierten Netzentgelte sind für den Kunden derzeit die dynamischen Tarife." Die Regelung aus §14a EnWG sei schwerer zu verstehen und es herrsche noch immer eine gewisse Unsicherheit im Markt. "Die Akzeptanz ist insgesamt aber besser geworden, auch weil es sich finanziell lohnt."

Anbindung von Backend-Systemen

Um die eigenen Produkte weiter praktisch zu erproben, eröffnet Kiwigrid im Herbst in der sächsischen Laustz ein weiteres Testlabor. Im neuen "Utility Lab" sollen intelligente Tarife, Netzintegration und Integration in die System der Energieversorger ausgiebig getestet werden. Im besonderen Fokus: die Anbindung dynamischer Tarife von Stromanbietern sowie Backend-Systeme diverser Verteilnetz- und Übertragungsnetzbetreiber.

Dazu installiert Kiwigrid mit seinen Partnern diverse Setups, bestehend aus Wechselrichtern, Stromspeichern, Wallboxen, Wärmepumpen sowie Smart Metern ‒ unter anderem als Teil von intelligenten Messsystemen. Verschiedene Partner und Kunden stellen demnach für die Validierung ihre Hardware zur Verfügung. So könnten gemeinsam entwickelte Produkt-Features direkt in einem realen Setup getestet und zertifiziert werden, hieß es. (jk)