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Wemag geht 450-MHz-Funknetz an

Wemag Netz (WNG) errichtet derzeit ein 450-Megahertz-Funknetz. Der Netzbetreiber gibt Einblicke in den Aufbau.
18.06.2021

Das Funknetz soll mit 34 Funktürmen bis Ende 2022 fertiggestellt sein.

„Das hochverfügbare 450-MHz-Funknetz ermöglicht es, die vielen dezentralen Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien sicher in die Energiesysteme zu integrieren. So können wir in unserer Region die Versorgungssicherheit und den Schutz kritischer Infrastrukturen gleichzeitig sicherstellen“, erklärt Wemag-Vorstand Thomas Murche.
 

Insgesamt 34 Funkmasten geplant

Am Umspannwerk der Wemag Netz GmbH in Zarrentin wird derzeit der neunte von insgesamt 34 Funkmasten im Netzgebiet der WNG errichtet. Generalauftragnehmer ist die Cteam Consulting und Anlagenbau GmbH. Der Stahlgittermast wird etwa 40 Meter hoch sein. Er besteht aus vier Segmenten, die am Boden vormontiert und mit einem Kran aufgesetzt werden.

Nach Fertigstellung des Mastes, inklusive aller Plattformen, Antennenhalterungen, Steigleitern und Kabelwege, werden die restlichen Arbeiten im Außenbereich der Anlage durchgeführt. "Die Montage der Funktechnik ist zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen“, erklärt Michael Hammes, Bereichsleiter Mobilfunkmastbau bei Cteam. Das Unternehmen plant und baut Mobilfunkmaste in ganz Deutschland und bedient für Kunden das komplette Spektrum im Mobilfunksektor.

Einbindung von Photovoltaik-Anlagen und Ladepunkten

Nicht nur Smart Meter, deren Einbau im Wemag-Netzgebiet bereits angelaufen ist, sollen über das 450-Funknetz digital gesteuert werden. Auch die wachsende Anzahl der Ladepunkte für Elektrofahrzeuge und die wetterabhängigen Photovoltaik-Kraftwerke auf den Dächern müssen sicher in das Netz integriert werden.

Die Funkmaste und das 450-MHz-Funknetz haben eine weitere wichtige Aufgabe: Sie werden benötigt, um nach einem längeren, großflächigen Stromausfall, einem sogenannten Blackout oder Schwarzfall, den Netzbetrieb geordnet wieder aufzunehmen.

Fachleute bezeichnen diesen Vorgang als Schwarzstart. Bei regionalen und überregionalen Versorgungsausfällen muss die Notfallkommunikation funktionieren, um die Koordinierung der Arbeiten für den Netzwiederaufbau sicherzustellen. Diese sehr hohen Ansprüche erfüllt nur das 450-MHz-Funknetz.

Sorgfältige Standortwahl

Bislang hat Wemag Netz acht von insgesamt 34 Funktürmen errichtet. Sie stehen unter anderem in Perleberg, Hagenow und Lalendorf. Die Funktürme in Schwerin und in Brenz bei Neustadt-Glewe sind bereits in Betrieb und werden zu Testzwecken genutzt. Die Standorte für die Funktürme werden nach Angaben des Netzbetreibers sorgfältig geprüft und ausgewählt.

Für das Versorgungsgebiet der Wemag Netz müssen pro Funkturm etwa 20 Kilometer erfasst werden. Dabei gilt: Je höher ein Turm ist, desto besser ist die Funkausbreitung. Je besser die Funkausbreitung ist, desto weniger Türme sind notwendig. Neben den technischen Faktoren werden in die Prüfung auch äußere Rahmenbedingungen einbezogen, wie zum Beispiel die Integration der Funktürme ins Stadt- und Landschaftsbild.

Idealer Standort: zentrumsnah

Standorte an einem Umspannwerk oder in der Nähe von Schaltstationen sind zu bevorzugen, so die Wemag, da hier eine Anbindung an die bestehende Notstromversorgung und das eigene Telekommunikationsnetz gewährleistet sei. So kann es im Einzelfall vorkommen, dass der ideale Standort zentrumsnah liegt. Nach sorgfältiger Abwägung muss jedoch die Versorgungssicherheit den Vorrang haben.

Das Einmieten bei Dritten ist nicht möglich, da Wemag Netz dann kein Hausrecht besitzt und somit nicht gewährleistet werden kann, dass die Auflagen für kritische Infrastrukturen eingehalten werden. Andererseits können Dritte, wie beispielsweise Mobilfunkanbieter, die Funkplattformen mit anmieten.

Fertigstellung bis Ende 2022

„Das Funknetz soll mit 34 Funktürmen bis Ende 2022 fertiggestellt sein. Die Planung basiert darauf, dass alle Türme gemäß der vorgesehenen Lage und Größe errichtet werden können. Falls eine Standortverschiebung erforderlich ist, kann sich die Anzahl der Funkstandorte erhöhen“, erläutert Karsten Schiller, Inhaber des Ingenieurbüros für Elektrotechnik Schiller aus Wismar, der als Berater das gesamte Vorhaben über alle Projektphasen und Teilprojekte leitet.

Ein Teilprojekt ist der Aufbau der Standortinfrastruktur, wozu auch die Errichtung des Funkturms in Zarrentin zählt. Weitere Teilprojekte sind zum Beispiel die Etablierung der Betriebs- und Instandhaltungsprozesse und die Einführung der Endgerätetechnik für die Notfall-/Sprachkommunikation, die Steuerung und Überwachung der Netzanlagen (Smart Grid) und der intelligenten Zähler. (sg)