Gas

DIW: Deutschland kann Winter ohne russisches Gas schaffen

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung plädiert für Energiesparen im großen Stil. Aber auch Flüssiggas spielt in den Überlegungen der Forscher eine zentrale Rolle.
08.04.2022

Deutschland will raus aus russischem Erdgas.

Deutschland könnte nach Darstellung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schon im laufenden Jahr ohne russisches Erdgas auskommen. Dafür müssten aber viel Energie eingespart und die Gaslieferungen aus anderen Ländern so weit wie technisch möglich ausgeweitet werden, wie das Institut am Freitag mitteilte. Russland lieferte zuletzt rund 55 Prozent des Erdgases für Deutschland. Das Institut hat verschiedene Szenarien durchgerechnet, wie es ohne diese Lieferungen gehen könnte.

Danach könnte mehr Flüssiggas aus Norwegen und den Niederlanden sowie über Terminals der Nachbarländer bezogen werden. Zudem könnten schwimmende Terminals für Flüssigerdgas an der deutschen Küste genutzt werden. Deutschland könne über virtuellen Handel auch mit Terminals in Südeuropa verbunden werden. Feste Terminals seien für Deutschland jedoch nicht sinnvoll, hob das Institut hervor. Ihr Bau dauere zu lange, zudem sinke mittelfristig der Erdgasbedarf.

Große Einsparungen sind laut DIW möglich

Das DIW hält große Einsparungen für notwendig, 18 bis 26 Prozent weniger Erdgasverbrauch seien möglich. Privathaushalte sollten etwa weniger stark heizen als gewohnt und weniger Warmwasser verbrauchen, die Industrie Wärme mit Strom, Kohle oder Biomasse erzeugen. Die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass die Industrie ihren Erdgasverbrauch um bis zu einem Drittel senken kann. Dabei würde die Produktion allerdings vorübergehend deutlich sinken. Für stark betroffene Unternehmen und einkommensschwache Haushalte müsse es finanzielle Hilfen geben, hieß es.

«Wenn das deutsche Energiesystem schnell angepasst wird, könnte im Lauf des Jahres 2022 der Wegfall russischer Erdgasexporte kompensiert und die Energieversorgung im kommenden Winter gesichert werden», fasst das Institut zusammen. Dafür sei es auch notwendig, die deutschen Erdgasspeicher wie geplant vor Beginn der Heizperiode zu 80 bis 90 Prozent aufzufüllen. (dpa/amo)